Yellowstone Nationalpark, Bridge Bay Campground, 31. August 2009

Heute vor 3 Wochen entschloss ich mich zur Rückreise, Umkehr, Heimreise statt Panama. Und ich habe den Entschluss nicht bereut, freue mich auf zu hause, Familie, Weib und geniesse diese 42 Tage von Mexiko bis zum Wiedersehen meiner Frau in Boston in vollen Zügen. Heute ist Halbzeit Mexiko-Boston und Zeit für einen gedanklichen Zwischenstop und zum Bildersortieren.

BORDER CONTROLL

Die Reise von Tepotzotlán/Mèxico Ciudad nach Norden war ein Hochgenuss. Kolonialstädte, Wüstenlandschaften, Berge, kaum Probleme bei der Stellplatzsuche zur Nacht, sehr, sehr freundliche Menschen, hilfsbereit und wohlwollend. Ich ging in Presidio über die Grenze ins gelobte Estados Unidos, wurde noch vor der Grenze vom mexikanischen Militär sehr ausführlich nach Drogen und Waffen untersucht, auf der US-Seite desgleichen. Mein Visum von der Einreise Canada/USA war abgelaufen, und der border-officer entfernte es aus dem Pass und war mit meinem in Deutschland im Internet erstellten elektronischen Visum d’accord, auch nach Rücksprache mit seinem Chef. Ich war wieder in den USA, fuhr glücklich die farm-road 170 east zum Big Bend National-Park- dieses Mal rückwärts- und machte wiederum in dem mir vertrauten und wohl bekannten Terlingua Station. Die Wüstengegend und die farm-road hatten mich so beeindruckt, dass ich mir diese Köstlichkeit ein zweites Mal antuen wollte und aus diesem Grund diesen port of entry in die USA gewählt hatte. Nach 2 Tagen Entspannung hier ging’s dann ab nach Norden, Richtung New Mexiko. Kurz vor Alpine gab es die übliche, weit ins Land zurückgezogene border-controll und ich gab mein gewohntes Sprüchlein von mir, dass ich clean sei etc etc.
Der flackernde Blick der schwarzen schönen border-officerin nach Inspektion meines Passes und Visumsantrags lässt nichts Gutres ahnen. Das PM rechts ran auf den Abstellplatz, abschliessen und mitkommen. Im border controll-Gebäude wird es ernst: ob ich ausser des Passes und des Visum-Antrags (dazu auf Deutsch) eine andere amtliche Aufenthaltsgenehmigung der Vereinigten Staaten voweisen könne. Nein, meine Unterlagen seien meines Wissens komplett. „No, you are illegal, you are arrestet.“ Als ich ungläubig weiter lächele und stammle, wird ein Dolmetscher eingeschaltet, der mich aufklärt: ich hätte einen Visumantrag, aber kein Visum und sei somit ein Illegaler, mit allen Konsequenzen: entweder sofortige Ausweisung nach Deutschland als Krimineller oder aber der Versuch des Beschaffung eines Visums und dieses unter Einhaltung des Dienstweges mit weiterer Arrestierung meiner Person oder aber der sanften Tour: ich müsse zurück nach Presidio und das Visum nachträglich besorgen, dieseMöglichkeit hielte er jedoch für so gut wie ausgeschlossen. Oh, oh! Die Telefone laufen heiß, unendlich lang, ich darf mich nicht von meinem Sitz bewegen, arrestet, alle meine Einwände werden mit einem freundlichen Lächeln abgenickt—- nach Stunden die erlösende Nachricht: ohne die I-94 sei ich zwar illegal, aber die Schuld läge offensichtlich bei dem officer in Presidio und ich dürfe mit meinem PM die 180km zurück zur Grenze fahren, der border-officer Mr.Madrid wisse über meinen Fall Bescheid und würde mir helfen. Die schwarze Schönheit zu mir: „you may be very very lucky!“ Die Reise nach Presidio durch die wunderschöne Hügellandschaft hat leider einen kleinen Beigeschmack: komme ich heil aus dieser Misere heraus? An der US/Mexiko border stelle ich das PM ab, gehe zum nächsten officer und erkläre ihm, ich hätte ein appointment with Mr. Madrid. Und es klappt: wir gehen an einer Riesenschlange einreisewilliger Mexikaner vorbei direkt nach vorn zu Mr. Madrid, der nach: „you are the German?“ alles liegen lässt und mir nach finger-prints und Foto das Visum, die I-94 ausstellt. „Kostet aber 6 US-Dollar.“-“ Ok.“ An der Außenkontrolle: „Is the man from Germany good for go?“-“Yes!“ … Ich fahre zum dritten Mal die farm road 170, um zum besagten border-controll-point zu gelangen. Freundliches Lächeln, Blick in den Pass: „ok, have a good’n!“ Welche Erleichterung. Der Auflage, die USA bis zum 18.11.2009 über den Grenzübergang Houlton in Richtung Canada zu verlassen, komme ich gerne nach. Bin ich in den USA jetzt eine unerwünschte Person??? Ich werde es beim nächsten Visumsantrag erfahren. Den werde ich aber auf die sehr althergebrachte Weise stellen … Uff.

HARLEYS

die gibt es hier zuhauf, von überallher höre ich sie knattern. Sie beleben die Highways und die Strassen in den Nationalparks. Prachtstücke, so wie wir von zu hause kennen, aber auch seltsame Gefährte. So z.B. das Harley-Dreirad, auf denen sehr, sehr gewichtige Personen ihrem Harley-Erlebnis frönen ohne Sorge haben zu müssen, dass sie vom bike kippen- dabei würden sie bei ihrer Körperfülle eher weich fallen. Oder ganze Trupps von Harleys mit Anhängern, deren driver und ihre Anhängsel in ihrem Urlaub auf eine Campingausrüstung oder das kleine Schwarze nicht verzichten möchten. Am stärksten beeindruckt jedoch das Bild der einzelfahrenden boys and girls, die ohne Helm fahren und ihre Haare (boys and girls) und fliehenden Bärte (boys) vom Wind zerzausen lassen. Und trotz der Kälte schwingen sie ab 10° Aussentemperatur mit nur leichter Kopfbedeckung, manchmal höchstens mit einem Mundschutz den eisigen Wind abwehrend, durch die Kurven- und die ganz Harten knallen mit wehender Mähne und kurzer Hose über den highway.: das ist Harley-Kultur vom Feinsten! Nur warum sind die meisten Harley-driver hier so schwergewichtige ältere Persönlichkeiten?? Sowohl das Alter (34) als auch das Gewicht (5okg) meiner Fat-Boy fahrenden Frau würden diese Durchschnitte ganz erheblich senken. Und bei mir als alter Heritage-driver leider leider nur das Durchschnittsgewicht. Hug the road!

LARGE, GREAT, BEAUTIFUL

Alles hier ist large: die nicht enden wollenden Strassen. Die sich bis zum Horizont erstreckenden Landschaften. Die Riesenseen, unzählige mountains über 14.000 feet, die zahlreichen scenic byways durch hochalpine Landschaften. Die Steilheit der Pässe (steep grade in 20 miles, diese Schild ist sehr ernst zu nehmen), die Länge der Baustellen und die Macht, mit der an der Erneuerung der Strassen gearbeitet wird. Die langen Strassendörfer, aber auch die vom Tourismus überrollten Strassenstädte mit den üblichen Massenangeboten. Die Ranches mit ihren riesigen Weidegründen, das Cowboyfeeling in Wyoming, die Steaks. Die Freundlichkeit, die Disziplin, and many very big people.

Large und beuatiful sind die Nationalparks, in denen die Amerikaner grandiose Landschaften pflegen und bewahren und dem Autofahrervolk die Möglichkeit bieten, direkt an die Schönheiten der Natur heranzufahren- handicap’s access fast immer möglich. Ich zähle mal gerade die NPs auf, die ich allein während meiner Rückreise besucht habe. Bei manchem passionierten US-Reisenden wird allein bei Nennung der Namen ein kribbeliges Bauchgefühl auftreten, verstehe ich. Hier also die paaaorks:

Big Bend, Texas
Carlsbad Caverns, New Mexico
Mesa Verde, Colorado
Arches, Co
Canyonlands, Co
Black Canyon of the Gunnison, Co
Rocky Mountains, Co
Grand Teton, Wyoming
Yellowstone, Wyo

Geplant auf der Weiterreise nach Boston:
Wind Cave, South Dakota
Badlands, SD
Cuyahoga Valley, Ohio
Acadia, Maine

Na, konnte ich hier und da erinnerungsbedingtes Herzklopfen auslösen? Leider lassen sich die Grandiosität und die tiefen Eindrücke, welche die NPs hinterlassen, selten in Bilder fassen- man muss sie life erleben- allein die Gerüche der Wüsten, der Canyons, der Flüsse, der amerikanischen „Machia“ der meadows und und und…. leider ein Negativum: auf dem Weg zum Rocky Mountains NP ist das Baumsterben unübersehbar. Nach der Wasserscheide in Höhe von 4.005 Metern ist alles wieder grün, naja, fast alles.

Und great sind die campgrounds der NP und SP und wer möchte, kann auf diesen campgrounds sehr preiswert und naturnah seinen Freizeitgelüsten nachgehen. So bieten die Parks neben weiträumigen Stellplätzen einen Grill- und Essplatz und z.B. in den Bärenregionen bärensichere food stores. Dafür gibt es weder Elektrizität, selten Wasser, nie eine mobile zone oder gar WIFI, aber immer restrooms auf Plumpsklobasis, die durch eine sehr raffinierte Be- und Entlüftung geruchs- und ungezieferfrei sind. Respekt!

Nicht nur die NPs sind so beeindruckend, auch viele Regionen, so die um Aspen, dem Skigebiet mit St- Moritz-flair. Die Gegend um Taos mit ihren Pueblos und Indianerreservaten. Aber auch Städte wie Albuquerque als Zentrum von New Mexiko oder Los Alamos mit ihrem National Nuclear Laboratory.

Und gewaltig ist die Höhe im Staate Colorado und dessen Nachbarn. Das tägliche Leben findet hier in einer Höhe so um 2.500 bis 2.800 m statt. Ich erinnere mich, wie der Touri-Manager von St. Moritz bei einem Sportärzteseminar von der Champagnerluft des Engardin schwärmt; und dieses bei einer für uns Flachlandtiroler ansehlichen Höhe von 1.800 m. Bei den Fahrten durch die NPs hier gelangen wir wiederholt auf Höhen bis 4.000m und einmal über 4.000m. Das Sauerstoffdefizit hinterlässt natürlich Spuren: Schwindel, nachlassende Konzentration, Atemnot bei Belastung, Herzklopfen- die Karambolagen an meinem PM schiebe ich mal auf den höhenbedingten Sauerstoffmangel zurück, aber je länger ich hier oben rumdüse, desto besser geht es mir.

Soweit der gedankliche Zwischenstop zur Halbzeit Mexiko-Boston. Leider erwarten mich in Bälde die plains, die endlos langen Strecken, platt, ohne Abwechslung: ergötzen wir uns also an den Getreidesilos. Aber nein, es erwarten mich noch zwei oder drei NPs, dann Chicago, UND: in Boston meine Frau. Als dann, hasta luego, oder see you soon amigos.

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