legendärer sunset in Acapulco

Mexico-City, 07.02.2009

Ich sitze auf dem Flughafen in Mexiko-City und warte auf meinen Aufruf für den Abflug nach Amsterdam-Hannover und lasse mir die letzten Tage durch den Kopf gehen.

An der Pazifikküste runter bis Acapulco reihen sich Bucht an Bucht, eine schöner als die andere, mal von einem kleinen Dorf belebt, mal nur von ein paar cabanas; mal uralte Besiedlung mit entsprechenden hygienischen Verhältnissen, mal aufstrebend und den modernen Umweltschutzbedingungen angepasst; mal senkt sich die Strasse auf Meeresniveau ab, mal schlängelt sie sich hoch oben an den Felsen entlang und bietet traumhafte Aussichten. Nicht so traumhaft ist dann die steile Abfahrt in die tief unten liegende Bucht, so man denn hin will. Ich will fast immer und mein allrad-getriebener PM kann fast alles. Die Abstecher in die einsamen Buchten lohnen: die Dorfbewohner sind offen, freundlich und neugierig; wir werden dann zu Freunden, wenn ich mich ihnen lächelnd nähere und in holprigem Spanisch über meine Reise berichte. Und es gibt immer was zu essen, fast zum Nulltarif: ab morgens früh brutzeln die primitiven Küchen auf den noch primitiveren Kochstellen. Lecker, lecker, muy rico.

Acapulco (Fotos siehe Bildergalerie, mexikanische Pazifik-Küste). Berühmt unter anderem wegen seiner Altstadt, dem Zocalo, seiner legendär schönen Sonnenuntergänge und wegen der Felsenspringer. Die Sonnenuntergänge kann ich täglich geniessen, habe ich doch einen Campingplatz am Meer gefunden, auf dem sich zudem ein freier Platz in der 1. Reihe fand, im Palmenschatten- ein deutsches Pärchen hatte diesen espacio gerade geräumt. Passt. Aber nicht nur vom PM aus ist der Blick überwältigend, auch die Spaziergänge über den kilometerlangen Sandstrand mit Blick auf die untergehende Sonne führen mir die unvergleichbare Schönheit unserer Erde vor Augen und lassen das Herz jubeln.

Die Felsenspringer fahren nicht im Aufzug auf die Absprungebene in 35 Meter Höhe sondern klettern mit blossen Händen und Füssen die senkrechten Felsen nach oben, nehmen den Applaus der zahlreichen Zuschauer auf der gegenüberliegenden Plattform und den der aus dem Restaurant La Perla oberhalb des Geschehens dankbar entgegen, stürzen sich kopfüber, mal solo, mal im Duo unter Vollführung von Salti und anderen Sprungfiguren in das tiefdunkle Meer. Toller Mut, tolle Leistung, beides wird mit entsprechenden Peso-Gaben wohlwollend bedacht.

Zurück geht es durch den Zocalo, der wuseligen Altstadt zum Bus, der mich zu meinem Vorortcampingplatz zurück fährt. Auch ein Erlebnis: uraltes Gefährt, dem unübersehbar die Virgen de Guadeloupe ihren Segen gibt, kreischendes Getriebe, keine Federung, Blechsitze, endloser Stau an einer Baustelle, Schlaglöcher- aber die Menschen sind fröhlich. Dem kann ich mich nicht verschliessen, öffne mich und trainiere meine sehr allmählich besser werdenden Spanischkenntnisse. Abends dann sunset, Einladung zum Altherren-Boule, Einladung zur happy hour in Camperrunde mit wichtigem Austausch derer, die Südamerika schon bereits bereist haben und auf dem Trip nach Alaska und mir damit circa ein Jahr voraus sind. So Franz und Klara, die gerade 14 Monate Südamerika hinter sich haben und an deren Lippen ich hänge. Sie geben ihre Erfahrungen und Ratschläge weiter, so man denn offen und freundlich ist. So isses, das Leben on the road, kein Tag ohne irgendwelche wertvolle weiterführende Info ….

Brücke zwischen Acapulco und Taxco

Das aus Spanien bekannte Kultsymbol

Die Silberstadt Taxco hoch in den Bergen

Willkommen in dem Verkehrsungeheuer Mexico-City

Idyllische Einfahrt zum campgrond Pepe

heimatliche viajeros: rolling hotel aus Passau ebenfalls bei Pepe

Acapulco bis Mexiko-City. Ab Acapulco geht es auf sehr guten Strassen fast 400km nur bergan. Beginnend in der warmen subtropische Ebene erlebe ich bei ansteigender Höhe eindrucksvoll die Veränderung der Vegetation: durch duftende Eukalyptusregionen bei der Silberstadt Taxco (Touri-Hochburg mit Riesemgewusel), über Kieferlandschaften in wunderbar erfrischender Luft bei Guernavaca bis hin zur Almlandschaft mit Morgentau beim 3000m hohen Übergang in das Hochtal Valle de Mexico. Nun bin ich voller Erwartung auf das smogverseuchte Verkehrsungeheuer Mexico-City und was finde ich vor? Eine wunderschöne klare Sicht auf die immer dichter werdenden Vororte und ein milder Verkehr, so dass ich mich gemächlich über die Insurgentes, eine der Süd-Nord-Achsen , 50 km mitten durch die Stadt treiben lasse. Vorsichtig, Geschwindigkeit und Abstände beachtend, ich habe nämlich einen ganz gehörigen Respekt vor diese Stadt. Warum nun läuft das hier und heute so smooth? Ganz einfach, ich bin dem Rat von Fred gefolgt. Fred lebt mit Weibchen Lotte seit 30 Jahren in Mexiko und die beiden leiten seit Jahren die von Seabbridge angebotenen Wohnmobiltouren durch dieses schöne Ländle. Die beiden wissen alles und gaben mir den guten Rat, nicht in einem Rutsch von Acapulco nach MC durchzufahren, sondern in Guernavaca, 90km südlich von MC zu übernachten und dann am Sonntagmorgen durch Mexiko-City zu düsen. Wenn ich schon das Glück habe, solch liebe und erfahrene Menschen auf meinem Campground zu treffen, nehme ich deren Ratschläge gern an. Und so wurde der Transit durch Mexiko-City zu einem echten Vergnügen. Ich musste nur einmal ein paar zahnlose Taxifahrer nach dem Weg fragen, aber diese kleinen Aktionen führen ja zu meiner eigenen Ermunterung und allgemeinen Erheiterung bei…
Ich war sehr, sehr froh, als ich ohne Schrammen und kriminellen Kontakte mittags meinen Stellplatz in Tepotzotlan, 10 km nördlich der Citygrenze erreiche und mich dort bei Pepe in alle Ruhe und Sicherheit auf Mexiko-City und meine kurzfristig anberaumte Heimatvisite vorbereiten kann.

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die Mondpyramide, La Pyramide de la Luna in Teotihuacan

La Pryramide del Sol

die Strasse der Toten, Cazalda de los Muertos

Aufwärts, 248 sehr hohe Stufen- nicht geeignet für Abendgaredrobe

Amigos del dia

sehr liebe Reisebegleiter, Companeros de viaje

La Ciudad de Mexico. Pepe, ein vielseitiger Geschäftsmann und mexikanischer Supermacho, ist Besitzer des Campingplatzes und einer Reiseagentur in MC im Hotel Sevilla Palace. Er hat für mich ein Hotelzimmer im MC im Touri-Bereich für sage und schreibe 400 Peso, das sind 22 Euro besorgt, während mein PM auf seinem wie in einer Festung gesicherten Gelände in Storage gegangen ist. Drei Tage hatte ich damit zu tun, mein geliebtes PM von innen erneut grundzureinigen (Aussenreinigung ist mit dem Gehilfen Raul während meiner Deutschlandreise vereinbart), Wäsche zu waschen und die Stadt Tepotzotlan mit ihrem Jesuitenkloster zu erkunden und einen Teil der zahlreichen Tacerias und anderer Kochküchen auszuprobieren. Und dann ging’s per Taxi zum vorher vereinbarten Festpreis und erst nach erfolgter Leistung dargebrachter Bezahlung zu Pepes Hotel in die Ciudad. Allein die Fahrt war ein Erlebnis. Tolle Strassen, koloniale und futuristische Gebäude, Kunst auf der Strasse und Museen an allen Ecken, Grünflächen satt, Massenbetrieb, Umleitungen, irrer Fahrstil, zwischen den Autos Aufreisser, die Pistazien, Säfte, Windschutzscheibensäuberung und Akrobatik anbieten.
Der erste Tag dient der Naherkundung mit Abschluss bei Starbucks. Den 2. Tag reise ich auf Pepes Empfehlung mit einer kleinen Gruppe zu den Sonne- und Mond-Pyramiden nach Teotihuacan, 50 km nördlich von MC, wehre erfolgreich die recht eloquenten Verkäufer der einheimischen Kunst ab („Ich reise im Camper und habe keinen Platz!“- diesen Satz auf spanisch hat mir eine sehr freundliche argentinische Mitreisende eingebläut), geniesse diesen Tag in der Gruppe und habe massig Freude an und mit den Menschen um mich herum. Am 3. Tag marschiere ich stundenlang durch das Centro historico und raste dann erschöpft auf der Dachterrasse des Holiday Inn am Zocalo mit Blick über diesen riesigen Parade- und Demonstrationsplatz. In Augenhöhe schwingt drüben der Klöckner die Glocken der Catedral Metropolitana. Träumereien.
Am nächsten Tag habe ich Rückenschmerzen, und wie- ich hatte schon darauf gewartet: so reise ich seit Monaten im Sitz meines Pilotensessels durch die Lande ohne meine gewohnten regelmässigen sportlichen Aktivitäten, dazu aktuell die Anstrengungen des Hausputzes, der Busreise, des ewigen Fussmarsch über das Stadtpflaster, das musste ja eine Reaktion hervorrufen. Und so lerne ich eine mexikanische farmacia von innen kennen …

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La Ciudad de Mexico siehe Bildergalerie

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