endlose Strassen

Klack... Klack ... Klack

Sonnenaufgang in de Wüste

Ruhe, Einsamkeit, Andacht

Eindrücke von der off-rail Tour durch die Yuka-Wüste

Irgendein Tag in Texas

Laredeo, die verruchte Grenzstadt, habe ich verlassen und fahre den Highway 83 nach Westen. Wie üblich vierspurig, breiter Mittelstreifen, grober Asphalt, wenig Verkehr. Die Versorgungsstädte Eagle Pass und Del Rio bringen Abwechslung in das eintönige Fahren. Dann weiter. Tempomat, 60 miles/h. Die Landschaft wechselt vom hohem Buschland zu mittlerem Buschland zu niedrigem Buschland und dann: zu Grasland mit einigen Büschen. Steppe, Prärie. Und die mündet in der Semidesert. Vom hohen Cockpit des PM ist alles gut übersichtlich, ich bin ruhig und gelassen und zufrieden und dankbar. Gedankenspiele und Träumereien nehmen breiten Raum ein. Zeit und Termine sind ganz in den Hintergrund gerückt. Und so bin ich immer wieder voller Erwartung auf die nächste Stunde meiner Reise.

Ohne sich gross anzukündigen hat der Pecos einen tiefen Canyon in die Landschaft gegraben, bevor er an der amerikanisch-texanischen Grenze in den Rio Grande mündet. Eine Augenweide. Keine Augenweide ist die Szene, in der sich ein Pulk von Border Patrols im Schutz ihrer weiss-grünen off-roaders und deren voller Kriegsbeleuchtung einem Häufchen illegaler Grenzgänger widmet. Ich selber bin wegen der Grenznähe bei willkürlichen vehicle-inspections heute dreimal kontrolliert worden, keine Probleme, nur Passkontrolle- die sind durchweg begeistert von Deutschland, meinem PM und Plänen.

In einem Dorf hat ein Café geöffnet, Bremse, Pause. Pecan-Kuchen und Kaffee, dazu ein Schwätzchen mit der Tochter des Hauses; dann geht es erfrischt weiter. Meile um Meile. Nichts passiert. SMSens nach hause sind nicht möglich, der Telefonservice hat seinen Dienst seit zig Meilen eingestellt. Als auch im Radio auf allen Wellen Funkstille herrscht, weiss ich, wo ich gelandet bin. Im tiefen Texas, nein, im tiefsten. Ich habe mein Tagespensum längst überschritten, aber was soll ich so früh auf irgendeinem Campsite? Also fahre ich bis zur Dämmerung und erwische in Marathon einen idyllischen Platz, einem Motel angegliedert, kubische Bauweise angedeutet. Und was ist das für ein rhythmisches Geräusch? Bin ich hier im Spiel mir das Lied vom Tod?? Das Windrad transportiert Wasser aus der Quelle nach oben und im regelmässigen Klack…, Klack…, Klack… bewegt sich irgendeine Mechanik in der Tiefe, unüberhörbar und rhythmisch. Erinnerungen an genau diesen Film, er hätte hier gedreht worden sein können…

Der einsame Weltenbummler geht mit schönen Gedanken an seine liebe Frau und Familie und das Tagesgeschehen früh in die mollige Heia und wacht auch wieder früh auf: 04.45, irgendwie kühl heute. Welch Wunder, draussen sind’s minus 4.5 Grad Celsius, Heizung anwerfen, noch mal umdrehen, dann doch raus: ab durch die Kälte zur Dusche mit der Belohnung eines strahlenden Wüstensternenhimmel. Die Wüste, kalt und klar. Bei Dämmerungsbeginn fahre ich los und erlebe den Sonnenaufgang meines Lebens. Ein Foto werde ich anhängen, nein zwei.

Und dann ab in den Big Bend National Park, laut Lonely Planet eine texanisches highlight. Auf einem AutoTrail, einer off-road-Strecke, kann man auch Pflanzen studieren, vor allem die Yukas. Zwei Stunden soll das Ganze dauern, ich bin in 40 Minuten durch. Über den Rose Maxwell scenic drive gelange ich zum Santa Elena Canyon, wo man über einen trail (d.h. zu Fuss, Kamaraden) direkt an den Rio Grande gelangt um dort dessen Erosionswütereien aus der Nähe betrachten zu können. Da will ich hin, bereite mich gut vor mit Essen, Trinken, Powernap, grosses outfit gegen Mücken, Zecken, Schlangen, Skorpione, Kaktusstacheln, Felsklettereien, Sonne, Dehydrierung, und ab geht’s durch das staubige Flussbett des Rio Grande. Und dann posted: Closed for damage after flood Nov, 19. Stinkensauer wie ich bin will ich dann doch mal sehen, wo und warum da closed ist. Mutig folge ich irgendwelchen verwaschenen Fusssspuren (Erinnerungen an Karl May keimen auf), überwinde eine Furt und gelange an einen schmalen Steig, der auf der einen Seite vom tosenden Rio Grande, auf der anderen Seite von einer steilen Felswand begrenzt wird. Und dann sehe ich es: ein Teil des Steigs ist in den Fluss gestürzt und es bedarf einigen Mutes und auch Geschicks, die 140cm Höhenunterschied auf engem Raum ohne Hilfsmittel zu überwinden. Beim Bund haben wir so was ja geübt, aber das sind nun mal ein paar Tage her. Jetzt bin ich 65 Jahre und noch ausreichend fit für derart Eskapaden? Und komme ich auch wieder zurück über diese Absturzstelle?? Si, aber ich habe lange die Risiken abwägen und dann all meinen Mut zusammen nehmen müssen, um dieses Abenteuer zu einem guten Ende zu führen, mit Herzklopfen. Erschwert wurde das ganze noch durch einen Wetterwechsel mit Windböen, die mir auf dem Rückweg den feinen Sand ins Gesicht und die Augen trieben. Zurück im Pierremobil habe ich mich als erstes aus der versandeten und verschwitzen Kleidung gepellt und kräftigst geduscht, Vorteil des Autarkseins.

Jetzt sitze ich wieder in meinem PM, der Sturm flaut ab, draussen ist es stockdunkel- der Sternenhimmel und Vollmond sind hinter einer Wolkendecke verschwunden- und ich werde mich nach dem Gläschen Roten wieder in die mollige Heia legen. The same procedure as yesterday. What will happen tomorrow? The Lonely Planet says, w’ll arrive at a small town, it’s called Terlingua Ghost town…...

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