Florida

superschön, 18 Tage war ich hier:
Tolle Küsten, tolle Landschaften, tolle Städte, tolle State Parks, tolles Klima im Spätherbst; freundliche, offene Menschen; das Thanksgiving der Höhepunkt der Zugewandtheit; Florida gibt ein gutes Gefühl.

Was fiel mir sonst noch auf?

Hohe Preise (zB Key West)
Ein Plastikbecherchen Chardonnay (Essigwasser) am sunset point 7 US Dollar
Trolleyfahrt durchs Städtchen 29 (Alternative. Stadtrundfahrt mit dem PM, Spitze!)
Zeltplatz 75, full hook 120 bucks plus tax

Hunde
Der Amerikaner gehätschelte Lieblinge. Frisch frisiert mit Schleifchen auf dem Schoss des Auto fahrenden Herrchens, das Köpfchen aus dem Fenster, eher menschähnlich- wer ist stolzer, Herrchen oder Hundilein?
Der schneeweisse Pudel mit seinem schneeweiss gekleideten Bezähmer in Miami.
Schosshunde überall;und: der Trend zum grossen Zweithund ist unübersehbar.
Auf dem Campground herrschen jedoch sehr strenge Regeln in Bezug Anleinen, Nicht-Bellen und pick up after your pet, pet waste transmits disease.

Telefonieren
Immer und überall, jeder. Es wird auch leicht gemacht. Ich habe im Wal-Mart ein Cellular erworben: Gerät 30 Dollar, prepaid credit für 300 Minuten, Laufzeit 2 Monate ohne Vertrag noch mal 30 Dollar, macht zusammen, na?? 30 Dollar. Verkaufsstrategie in USA.
Aber leider telefonieren viele, viele beim

Autofahren
Also, auch beim Autofahren telefonieren die Amerikaner gern, sehr gern. Keine Freisprechanlage, dafür die rechte Hand am Handy-Ohr und der talk wird zum zentralen Ereignis des Autofahrens. Keine Vor- oder Seit- oder Umsicht, nur ich und mein Auto und mein Gespräch. Und so ist der die rechte Spur Benutzende in aller Ruhe auf der Suche nach seinem Ziel, hinter sich eine Schlange, die genauso langsam fährt wie der suchend Telefonierende. Geduldig, sehr geduldig. Keiner käme auf die Idee zu hupen oder zu gestikulieren oder gar zu schimpfen. Erstaunlich, nicht übertragbar.

Umgang mit Handicaps
Das Volk scheint seine handicaps zu verhätscheln: die besten Parkplätze, die schönsten Aussichtsplätze, überall da, wo jeder gern parken würde, keine chance dem normal Sterbliche, die gehören den handicaps, ausnahmslos, in ausreichender Zahl. Bei drastischer Strafandrohung für unerlaubte Benutzung, auch bei Leerstand. Und die Toiletten: an jedem Visitor-Center, an jedem State-Park, an jeder Tankstelle, in jedem Markt, eigentlich überall, wo es öffentliche Toiletten gibt, da finden sich auch die grossen, sauberen Toiletten für Rollstuhlfahrer. Und wenn es gilt, Stufen zu überwinden, werden Auffahrrampen gebaut, die ihresgleichen suchen.
Und der Busfahrer nimmt sich Zeit, bis ein gehbehindeter Passagier endlich seinen Platz gefunden hat, nicht ohne vorher mit ihm noch ein Schwätzchen über dies und jenes gehalten zu haben. Ein freundliches, liebevolles Verhalten gegenüber Alten und Gebrechlichen. Einfach nur schön.
Leider zählen zu den handicaps auch Rollstuhlfahrer mit Sternenbanner, oft recht junge Menschen, mimisch völlig down: die hat`s wohl im Krieg erwischt, junge Krüppel. Auch derer nimmt sich der Staat an, wohl notgedrungen.

Angeln
Neben dem Telefonieren eine weitere Leidenschaft. Neben den normalen sehr, sehr zahlreichen Brücken finden sich meistens abbruchreife, für den Verkehr gesperrte Brücken das Eldorado für Angler. Oder die Piers, oder einfach am Strand, überall stehen sie und angeln. Und so stehen sie morgens und abends und tags und angeln. Und: fangen Fische, und was für welche. Fasziniert von solcher Leidenschaft habe ich oft lange zugeschaut und so manches Anglerglück life erleben können.

Boote
Das nächste Superhobby: ein PKW ohne Hänger kaum vorstellbar, und auf diesem ein Boot welcher Grösse und Machart auch immer. Und an jedem schönen See oder günstigen Meerzugang finden sich für die Öffentlichkeit zugänglich gemachte launch-Möglichkeiten. Hier kommt der Staat den Wünschen seiner Bürger mit grossem Verständnis entgegen und schafft Möglichkeiten (und nicht Verbote!) zum Erfüllen ihrer kleinen Träume. Und Wasser und Möglichkeiten, sich mit dem Boot zu tummeln, die gibt es ja satt.

Gesundheitsaufklärung
wird ganz gross geschrieben. Ob im Radio, auf Plakaten, Schildern in Bussen: gesunde Ernährung und Schwangerenberatung sind die grossen Themen; dazu Aufklärung über Inhalt der gekauften Ware in Form von nutrition facts. Es scheint ein Umbruch stattzufinden, auch bei den Markt beherrschenden Essketten wie Mac und Konsorten. Das tut auch not. Die hohe Zahl massiv korpulenter ist noch erschreckend hoch- auch sie zählen zu den handicaps, wofür der Staat soviel bereitstellt.

Gastfreundschaft
Morgen verlasse ich Florida Richtung Alabama., ein wenig wehmütig. Zum Abschied habe ich mir einen campsite mit waterfront ausgesucht, teuer und schön. Vor mit feiner Sand, 20 yards dahinter knallen die Wellen des mexikanischen Golfs auf die Küste. Okay, das gibt es überall. Aber als die Nachbarn, die mein Einrangieren „back-in-site“ wohlwollend beobachtet hatten, mich zum verspäteten thanksgiving-turkey eingeladen haben und wir uns ausgiebig ausgetratscht (nach dem zweiten Bud hatte sich mein Englisch um two level verbessert) und angefreundet hatten – da war ich mit Amerika und mir zufrieden. Und freue mich auf Alabama.

POTR, Nov, 30