Halloween, hier eine gelungene Hexenvertreibung im Vorgarten

New Jersey, shore

Mittwoch, 29.10., zwei Tage vor Halloween, „trick or treat“

Es war ein guter Tag und ich bin froh, hier zu sein, auf dem Big Meadows Campground im Shenandoah NP, auf dem skylne drive in den Bergen von Virginia in 3.600 feet Höhe bei Null Grad Celsius und noch keinem Schnee, dafür Sonne satt – ein tiefes Durchatmen nach dem Sturm und dem Übernachtungschaos von gestern. Aber der Reihe nach:

NEW JERSEY

Jersey-City ist genau so chaotisch New York, grenzt ja auch direkt dran, sogar die von den New Yorkern so in den Vordergrund gestellten highlights, nämlich die Statu of Liberty and Ellis Island stehen auf New Jerseys Boden, nicht au New Yorker. Also endlich raus aus dem City-Dschungel in Richtung Osten; dort erwartet mich zwischen Sandy Hook im Norden und Cape May im Süden eine 200 km lange traumhafte feinsandige Küste entlang des Atlantiks; für Spaziergänger flutgesichert mit stundenlangen bordwalks. Das Zentrum bildet die Casinostadt AC, Atlantic City, Las Vegas lässt grüssen. Weiter südlich stehen zweistöckige Ferienhäuser im viktorianischen Stil en masse, alles mit Augenmass gebaut und gut anzusehen. Die New Yorker haben hier ein Paradies vor der Nase, nicht viel weiter entfernt als ihr so teuer gehandeltes Long Island. Gut behütet sind die Städtchen, vor allem die Dorfsheriffs sind wild hinter Verkehrs-violents her. Im Sommer muss hier die Hölle los seins so der Lonely Planet: „Towns get mobbed during summer weekends, but come early fall, you could find yourself wunderfully alone on the sand.“ So isses, early fall, jetzt also.
Zwischen Cape May und Philadelphia reise ich durch beautiful landscape satt. Kurzform: bunte Mischwälder, gut ausgebaute kurvenreiche Nebenstrassen, grosse Seen mit Schilfufern, nostalgische Brücken, kitschige Dörfer, Häuser und Vorgärten, kitschig geschmückz für das kurz bevorstehende Halloween (31.10.). Der dicke Sturm und Dauerregen bereiten der landschaftlichen Schönheit kaum Abbruch.

PENNSYLVANIA

reduziert sich für mich auf eine vom erhöhten Cockpit des PM aus durchgeführte sightseeing tour in die Stadtmitte von Philadelphia hinein und wieder heraus. War es die City Hall oder die Congress Hall oder die Library- ich weiss es nicht, sah aber gut aus, was die US-Urväter so alles gezaubert und gebaut haben- wo kam das Geld eigentlich her? War da nicht was mit Sklaven? Wie dem auch sei, nur um festzumachen, um welches Gebäude es sich nun gehandelt hat, dafür hätte ich einen Parkplatz suchen und in den Regen raus müssen; vor allem das erstere selbts für Einheimsche ein nahezu unlösbares Problem, nein danke (wieso gibt es kein riesiges public parking in den Cities?). Dank KITT, meiner Lieblingsstimme via Satellit klappte das Rein und Raus in Philadelphias downtown auch vorzüglich. Wenige Kilometer südwestlich beginnt schon

MARYLAND

eine Fortsetzung der schönen Landschaft von New Jersey (liegt ja auch nicht soweit entfernt, nur die Delaware Bay dazwischen), jetzt aber hügelig. Und schön. Wiesen, Wälder, Flüsse, Seen, alles im Überfluss. Und die Ranchen mit ihren weissen Einfriedungen, das würde die Reiterherzen meiner Frau und die ihrer neuen Freundesfamilie um Dr. K. höher schlagen lassen. Einfachere Gemüter denken dabei an Bonanza. Bei soviel Schönheit müsste doch bald ein Campingplatz auftauchen. Dem st nicht so. Schneller als ich denke, bin ich in der nächsten Grossstadt, Baltimore. KITT nennt mit wohl 10 campgrounds, nach dem 3. Versuch gebe ich auf: der verbindet mit campground alles, was mit camp zu tun hat: fitnescamp, camp für begabte Schüler, belief-camp, adult-camp (was das wohl sein mag?) …. Es wird dunkel, ich bin todmüde, die nächste Ausfahrt von der Interstate signalisiert food und lodging- ich finde gar nichts von alledem. Doch, rechts ist ein Schulgelände, schöne Privatschule mit Riesenparkplatz, noch ein paar Autos von Eltern, Schülern, Lehrern. Ich stell mich in die letzte Ecke des Parkplatzes, ein Bier, ein sandwich, Wecker auf 4Uhr und ab in die Poofe. Ich schlafe schlecht, hat der Hausmeister die Polizei gerufen und hat die mir ne Kralle verpasst? Herrjeh!! Um 4 Uhr überprüfe ich als erstes meine Räder, alles roger. Heizung, sher heisse Dusche- ich bin ja autark – Frühstück und finde genügend Zeit für die heutige Routenplanung, das muss besse werden! Um Punkt 6 Uhr kommt der Hausmeister herangebraust: „what you’re doing here, that’s private ground“. Ich erkläre es ihm und ohne sein nachträgliches Einverständnis abzuwarten, rausche ich auf die I 95 bei moderatem LKW-Verkehr in den frühen Morgen. Nach einer Stunde werden die Menge und der Fahrstil der LKW unangenehm, daher gehen KITT und ich auf den Highway N. 1, ab durch die Dörfer; langsamer, aber viel gemütlicher und interessanter. Hier kann ich die Menschen auf dem Weg zur Arbeit beobachten, alle Schattierungen.

D.C. (District of Columbia – nur für die, die es nicht wissen)

Es ist nicht weit bis nach Washington. KITT leitet mich zur Stadtmitte, da sehe ich es: das Capitol, links. Left turn, left turn, right turn und schon liegt es vor mit, phantastisch schön im Morgenlicht. Ich komme ganz dicht heran, dann ein Schild, Zufahrt für Busse und Trucks verboten- bin ich ein Truck? Bevor ich diese Frage für mich beantworten kann, sorgt die Polizei dafür. Was ich hier wollte – I’, looking for a parking lot – Not here and not with this vehicle!!!! (Alles klar?) Er behält mühsam seine Fassung, als ich ihn nach einer Alternative frage: Behind the Union Center (Riesenbahnhof und Metro, vom Feinsten, wie alles in dieser Gegend). Ich rausche davon, werde von einem Privatparkplatz, der noch viele freie Plätze bietet, freundlich aber bestimmt heraus komplimentiert und finde endlich einen space in einer Seitenstrasse, zwei Stunden freies Parken. Zwei Stunden! Da schaffe ich Washington doch alle Mal! Eine tolle Stadt: grosszügige Strassen, hell, weiss, sauber, harmonische moderne Gebäude, renovierte Reihenhäuser in den Seitenstrassen, Kneipen, Restaurants, die Menschen nicht uninteressant (schwarzer Mantel, Rucksack). UND das Capitol, das ist echt beeindruckend. Das Weisse Haus habe ich zu Fuss nicht mehr geschafft (wegen der 2 Stunden und Geroge W. hätte sicherlich nicht meinetwegen aus dem Oval Office gewunken). Im Bahnhof gibt es eine Bücherei, jetzt habe ich einen Campingführer für die USA und kann zumindest bei der Übernachtungssuche auf KITT verzichten. Da hat er total versagt; nicht dass er mich das nächste Mal auf einem campus für schwer erziehbare Rentner leiten würde. Und eine Bäckerei: da gibt es Kaffee und Muffins. Ich fühlte mich schon als kleiner Amerikaner, als ich anschliessend mit meinem halbvollen Kaffeebecher Richtung PM zog. Ja, das waren zwei sehr gute Stunden.

Bei dem Versuch, Washington zu verlassen, verbarrikardierte mir die Polizei dreimal den Weg, immer war ich zu dicht am Capitol, with this vehicle. Erst nach weiträumiger Umkreisung gaben die Ruhe.

Auf dem campsite in New York hatte mir ein Cocamper den skyline drive in Virginia empfohlen. Warum keinen Abstecher ins Landesinnere in die Berge? Küstenstrassen werde ich noch häufig fahren. Heute ist mein Glückstag und das sagte ich auch laut an: über die I 395 geht es auf die 66, ich dachte immer, die 66 finge in Chicago an, an der Adams Street, nix da, die gibt es tatsächlich noch weiter ostwärts. Also hier an all 66-Enthusiasten einen herzlichen Extragruss. Ekki, höre ich Dich juchzen? Falls ja, erbitte ich eine Antwort im Gästebuch . Von jedem anderen 66-er Fan natürlich auch…

VIRGINIA

Ja, und nun sitze ich im Big Meadows campground am skyline-drive, windig und kalt draussen, mollig warm drinnen im PM, ein Sauvignon Blanc aus California vor mir, so mag der Tag enden. Hat er auch. Aber nachts werden es minus 3 Grad und aus dem NachbarZELT höre ich lautes Rufen und Klappern: die vertreiben gerade den/die Schwarzbären: Da fühle ich mich in meinem PM doch sicher und wohl.
Ein kalter sonniger Tag, Buntlaub, Hügel, kurviges Auf und Ab, er schwingt und surrt die Highways entlang, der PM. Wohlbefinden. Zuletzt den hgwy 6 von West nach Ost, zurück zur Küste, genug der Waldschönheiten.

POTR, immer wieder

Williamsboro, eine Stadt, die in ihrem Zentrum die Kolonalzeit nachgebildet hat und sie nachlebt, ein Freiluftmuseum. Weiter zur Küste in Richtung Süden? Klar, das ist meine Route. Aber Washington lässt mich nicht los, die 2 Stunden waren zu wenig. Also U-turn nach Norden über Virginian byways (herrliche Nebenstrassen zum Schwingen) nach W. Etwas südlich finde ich einen State Park und kann vor hier aus die Stadtbesichtigung starten. Mit dem PM zur Metro Franconia, weiter mit der Metro bis in die Union Station, die kenne ich ja schon. Komisches Gefühl, vor einigen Tagen war ich schon mal hier und hatte mich bereits verabschiedet; nun auf eine Neues Und das hat sich gelohnt. Bei strahlendem Sonnenschein mit dem Open air-Bus durch Washington, gute Erklärungen. Alles fein. Und dann The Whire House. Ich bin am folgenden Haltepunkt ausgestiegen und bin brav all das abegelaufen, was man in der Umgebung von Geroge. W. ablaufen darf. Und war glücklich. Vor vielen Jahren am Kreml, jetzt hier. An der Schaltzentrale. Gute Gefühle, ein bisschen Gänsehaut. Bilder gibt’s in der Galerie

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