Reiselust. Go Go Go

Das Pierremobil, go west!

Der Reiz des Motors.
Bereits als Zwölfjähriger habe ich den Reiz des Motors sehr intensiv erlebt. Im Brennstoffhandel meines Vaters wurde ich mit der Handhabe von LKWs gross. So nahm ich den Arbeitern die Aufgabe ab, bei Frostgefahr abends das Kühlwasser abzulassen und morgens wieder aufzufüllen, nur um dann den Motor starten und das Spiel mit Kuppelng und Gaspedal trainieren zu können. Oder die Gasflaschen zu wechseln (schon in den 50-ern gab es die Möglichkeit, LKWs auf Benzin oder Gas zu fahren), nur um den Opel wenige Meter rangieren zu können. Schon bald fuhr ich auf entlegenen Feldwegen “schwarz” und entwickelte derartige Fähigkeiten, dass ich in kniffeligen Situationen wie engen Durchfahrten oder wenn sich der Wagen festgefahren hatte, das Steuer übernehmen musste (durfte) – Natürlich hatte ich am Tage am Tage meines 18. Geburtstages den Schein Klasse 1 und 3 in der Hand. Drive!

Die Tradition des Reisens.
Meine Eltern waren fahrbegeistert und trieben mit uns Heimatkunde vom Opel-Kapitän aus. Später gab es bei mir und meiner Familie keine Freizeit, keinen Urlaub ohne motorisierte Fortbewegung. Anfangs fuhren wir mit einem Fiat 500, VW, oder Renault R4 und Zelt in die Welt, später mit Mercedes T und Wohnanhänger kreuz und quer durch Europa. Selbst während der Segelphase blieb ich der Strasse treu, schnürte den Catamaran mit seinem teilbaren Mast auf das Mercedesdach, die Kinder wurden mit Versprechungen ins Auto gelockt, der Wohnwagen hinten angekoppelt: der Familienzirkus rollte an die C0te, an den Atlantik, an den Gardasee. Oder als Silberhochzeitsschmankerl mit der ganzen Familie in einem gemieteten Wohnmobil durch Neuseeland. Als die Kinder aus Haus waren, flogen meine erste liebe Frau und ich nach Houston/Texas, erwarben dort eine Harley und tourten 10.000km durch die USA. Zu meinem 50. flogen wir mit der Harley nach Windhoek und bereisten Namibia und Südafrika. Als meine Frau 50 wurde, wollte sie keine Party sondern die Route 66, logo. Also los mit der Harley hinten im Flieger nach Chicago, Adam’s Street. Nach ihrem frühen Tod mit 56 Jahren wurde mir das Glück einer neuen Liebe zuteil: die Hochzeitsreise ging 5000 miles durch Amerika: diesmal die 101. In den letzten drei Jahren bereisten wir mit dem bike Südspanien, den Pelopones und Sizilien, Dabei transportierte ich die Harley mit dem YAT, einem von Knauss entwickelten Transportanhänger, der abends zu einem Wohnwagen umfunktioniert werden kann, in das Zielgebiet, biker-Tage in attraktiven Gebieten unterwegs inklusive. Meine Frau nahm jeweils den Flieger und erreichte in wenigen Stunden die Region, wofür ich 6-8 Tage unterwegs war. Am Zielgebiet war dann natürlich biken angesagt. Ingesamt hat die Harley jetzt 90.000 miles auf dem Tacho. Hug the road!

Die Neugierde.
Die nächste Triebfedern sind ganz einfach die Neugierde und/oder Reste des in mir schlummernden Nomadentums: diese trieben schon meine Eltern duch die Welt. Und mich im letzten Jahr 60 Tage kreuz und quer durch Australien, 20.000km in einem gemieteten Wohnmobil, mit dem ich aber nur asphaltierte Strassen befahren durfte. Während dieser langen Fahrstrecken wurde mir klar, dass erst abseits der Asphaltstrassen meine Neugierde befriedigt werden kann. Hier wurde die Idee des eigenen four-wheel-drive’s geboren. Go west!

El camino, der Jakobsweg.
Eine ganz neue Art, auf der Strasse zu sein, eine unbändige Macht zu spüren, habe ich auf dem Camino, dem Jakobsweg erfahren (erlaufen). Nachdem ich im März 2008 meine Paxis abgegeben hatte, hab ich mich auf den Weg gemacht und bin 800 km gepilgert, Meter für Meter. Das Pilgern ist eine völlig andere Form des Reisens: körperlich und mental anstrengend, emotional berührend. Meine Erfahrungen habe in einem eigenen Kapitel dargestellt. Für den, der’s mag. Buen camino!

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