Mongolei, part IV. Die Mongolei, der Hammer

Herz und Sinne quellen über von Schönheit und  Kraft, die dieses Land ausstrahlt. Viermal so groß wie Deutschland wird es besiedelt von nur  3 Millionen Bewohnern. Davon leben fast die Hälfte in der Hauptstadt Ulaanbaatar, der Rest verteilt sich auf wenige Provinzstädte und seit Alters her auf die vielen Familien und Großfamilien, die gänzlich allein und autark mit ihren großen bis riesigen Viehherden über das ganze Land verstreut als Nomaden dem Rhythmus der Natur folgend in ihren Jurten leben. 

Wovon soll ein staunender Reisender berichten? Von der endlosen Steppe, die uns jeden Tag aufs Neue mit ihrem ganz zarten Grün, durchsetzt von einzelnen nach Thymian und Wermut duftenden Pflanzen bezaubert und ihr je nach Bodenart oder Blütenstand einen gelblichen oder rötlichen Schimmer verleiht?

Von den zahlreichen wild lebenden Kamelherden, die bedächtig  auf Karawanenart das ganze Land durchziehen und zum Träumen anregen? Den zahlreichen grossen Schaf- und Ziegenherden oder den wild lebend dahin trabenden Pferden?

Von den Straßen, die uns in tiefster Wüste tagelang mit Ihren Wellblech- und Schlaglochpisten den letzten Nerv und den Fahrzeugen so manche Schraube rauben, den Fahrern so manche Reparatur und dem tüchtigen dreiköpfigen Begleitteam so manche Improvisation und schlaflose Nacht abverlangen; um uns dann urplötzlich und neue Hoffnung verschaffend auf nagelneuem Asphalt über die Steppe schweben zu lassen?

Oder von dem mehrtägigen Nadaam mit den zahlreichen Menschen aus den ganzen Land, die sich auf dem Parlamentsplatz in ihrer Stammes- oder Nationaltracht den begeistert feiernden Mitmenschen präsentieren und sich gern fotogrfieren lassen; seiner Eröffnungszeremonie unter höchst chaotischen Begleitumständen mit anschließenden Ringer- und Bogenschiesswettkämpfen; seinen in der Ferne ausgetragenen Reitwettkämpfen, auf denen Knaben auf den Pferden ihrer Familien über Distanzen bis zu 30 Kilometern galoppieren? 

Oder über das Verkehrsverhalten der Mongolen, die die Freiheit ihres Nomadenlebens direkt auf die Straße verlagert zu haben scheinen und bei Bedarf eine vierspurige Autobahn zu einer sechsspurigen umfunktionieren- in eine Richtung natürlich, ohne sich groß um eventuell entgegen kommende Fahrzeuge zu scheren?

Oder von der Adlerfamilie, die sich in aller tiefster Einsamkeit zur Aufgabe gemacht hat, brütenden Adlern ihre Eier zu entleihen, um sie von den Adlern im eigenen Gehege ausbrüten und groß ziehen zu lassen, um sie nach einer Lernphase von 12 Jahren zurück in die freie Natur und ihr 40-jähriges Leben zu entlassen?

Oder von den wunderschönen Hochgebirgsseen des Altai, in denen sich wie im tiefblauen Tolbosee die umliegenden Gletscher spiegeln und das Bad darin die Tagesstrapazen abzumildern vermag?

Oder von der A0304, das die Mongolei von Ost nach West durchziehende in Bau befindliche Straßenband, das von den Chinesen erstellt rascheren Zugriff auf die unsagbaren Bodenschätze gewährt und uns abschnittsweise vom Schotter befreit und Asphaltfreude beschert?

Oder von dem eher einem Bergpfad ähnelnden Passweg im hohen mongolischen Altai, der eigentlich eher für Pferde geeignet ist als für unsere WoMos aus Europa und dessen Überquerung nicht nur dem in einer Furt stecken gebliebenem Mitreisenden die Schweißperlen auf die Stirn treibt? 

Oder von der abenteuerlich Zustellung meiner zwei Wochen zuvor von einem Mittelsmann während des Nadaams bei Mercedes in Ulaanbaatar georderten Stoßdämpferpakets zu meinem derzeit aktuellen Standort in die der Einsamkeit des russischen Altai?

Oder von der Zubereitung und Verkostung eines mongolischen Gerichtes unter archaischen Umständen, dem Schaf im Milchtopf? Oder von den äusserst schmackhaften Buchweizen- oder Gemüsesuppengerichten?

Oder über die Menschen als einzelne Persönlichkeiten?

Sie beeindrucken uns am meisten. Ihr zwangloses Zuwenden, ihre Offenheit, ihre  sprichwörtliche Gastfreundschaft, ihre Neugier, ihr Wissen um Natur, Kultur und Moderne wecken Erstaunen und lassen uns ob ihrer Herzlichkeit oft als Freunde scheiden. 

Wovon soll er berichten? Es würde den Darstellungsrahmen an dieser Stelle sprengen. Uns bleibt die Erinnerung an ein Traumland mit duftender Steppe, flimmernder Wüste, endloser Weite, Nerven raubenden Pisten, einsamen Jurten, riesigen Viehherden, dem wilden Altai mit Seen und Gletschern, prächtigen Wolkengebilde, in Klarheit funkelnden Sternen. Und die Erinnerung an herzliche, fröhliche Menschen. 

Die Mongolei- der Hammer.

До свидáния – do ßwidanja, Euer PjOTR

Ergänzende Fotos und Routenbeschreibung unter:
www.peterontheroad.de