Mängel und Ausfälle

Mängel und Ausfälle während der 160.000km über Asphalt und Piste and bad road
Die touristischen Ziele sind eigentlich allen Strassen-Vagabunden hinreichend bekannt und werden auch von jedem besucht. Mehr oder minder intensiv. Nachgefragt werden sehr gern negative Geschehnisse und vor allem Mängel am Fahrzeug. Und da stand ich mit meiner topmodernen Sprinter-Iglhaut-Bocklet-Konstruktion häufig in der verbalen Schusslinie derer, die mit einem Uraltmercedes oder Toyota unterwegs sind. Auch erreichen mich immer wieder mail-Anfragen von künftigen Weltenbummlern, die Vor- und Nachteile meines PM erfahren möchten. Diesen Wünschen möchte ich hiermit nachkommen. In meiner Hompage habe ich die Ausrüstung unter PierreMobil, Unikat, off-road aufgeführt.

Die nun folgende Mängelliste erscheint in diesem Ausmass eher reichlich. Verteilt auf 57 Monate, 161.000 km Asphalt und Piste und Fahrstil wird das Ganze schon übersichtlicher. Fahrstil: es eine Temperamentsache, ob man über einen Salzsee brettert oder nicht, ob man eine bekannt üble Piste mit nimmt oder nicht, ob man den Pacific-Highway entlang gleitet oder sich in die Buchten hinunter quält, ob man einen Fluss durchquert oder den Umweg fährt: ich habe mich und mein Material nicht geschont, ich habe diese Fahrzeug gefordert. Das zum Thema Verschleiss. An einem dicken Negativum komme ich aber nicht vorbei: Mercedes hat mich beim Kauf des Sprinters NICHT darüber informiert, welche Probleme mich mit der Euronorm 4 meines 518 CDI Sprinters in Südamerika erwarten.

Mercedes-Sprinter, chronologisch:
Getriebe bei 80.000 km defekt, Austausch in Fairbanks, später als Garantieleistung anerkannt

Der dirty Diesel in einigen Ländern Südamerikas erfordert bei meinem mordernen Sprinter 518 CDI mit E4-Norm folgende Massnahmen:
-zwischen Tank und Kraftstoffpumpe wird ein Wasserabscheidefilter neu installiert, Bolivien
-die Injektoren werden im Labor gereinigt, einer muss ausgetauscht werden, Bolivien

Die Höhe in Bolivien (3.000 bis 4.500m) ist für den modernen Sprinter problemhaft:
Der Partikelfilter regeneriert bei der vorhandenen Software nämlich nur bis zu einer Höhe von gut 2.000m und verstopft dann mit der Folge, dass der Motor ins Motornotprogramm wechselt. Anschliessender Motor-Stillstand im bolivianischen Hochland, Abschleppen nach Cochabamba zur BOSCH-Clinic, deutschsprachiger Chef, Analysen mit Star-Diagnostik möglich. Nach dem notwendigen Ausbau des Partikelfilters ergibt sich während der nächsten 30.000km folgendes:
kein Kraftverlust: ich überwinde mühelos Pässe bis zu 4.800m Höhe.
Aber es gibt Folgeprobleme mit dem Motorsteuersystem:
-nach Öl riechender Blauqualm
-erhöhter Diesel-Verbrauch
-der von den Technikern fin Deutschland favorisierte und in Argentinien durchgeführte Austausch des Turboladers führt nicht zur Beseitigung obiger Missstände. Beim längerem Ampelstop muss ich weiterhin den Motor abstellen, da ich ansonsten die gesamte Umgebung einneble, peinlich. Bei Überlandfahrt kein Blauqualm.

Vorglühsystem defekt, Austausch in Peru

Riss im Ladeluftkühler, Kraftminderung. Austausch in Peru

Beschädigung verschiedener Plastikteile:
-innere Kotflügelabdeckungen, Abdeckung unter dem Tankstutzen, Halterung des Ausgleichsballon für das Bremssystem, Risse in der Abdeckung des Ventilators

Iglhaut-Allrad, chronologisch:
Stossdämpfer mehrfach defekt, erstmals nach 3.000 km nach einer Flussdurchquerung in Island: Austausch. Problembehebung nach Verstärkung durch Federn.
Zudem Feder in der Vorderachse verstärkt, Federn an der Hinterachse verstärkt.

Lenkendpunkte bei 85.000 und bei 140.000km ausgeschlagen: jeweils Austausch in Canada, Chile

Antriebswelle: vorn links bei 90.000km abgenutzt, Austausch in Thompson, Canada

Kardanwelle: Mittelgelenk bei 140.000km ausgeschlagen, Austausch in Chiloé

Mehrere Radbolzen Hinterrad bei 150.000km auf Piste in Feuerland gebrochen, Austausch in Ushuaia

Bocklet-Kabine:
Charger Victron reagiert auf Erhitzung beim Laden zu sensibel und schaltet sich ab
-Austausch des Charger: keine Änderung
-Austausch der Bleibatterie gegen Lithiumbatterie: Problembehebung

Anzeige Batterie-Kontrollsystem defekt, Austausch

Trennrelais mehrfach defekt, Austausch

Alde Warmwasserheizung, Temperaturfühler gelockert, schwierige Reparatur in Mexico-City

Truma Klimaanlage ohne Funktion im heissen Belize, Austausch der Steuerungspaneele

Kleinkram: Schublade Küchenschrank. Zünder Gasherd. Leuchten. Fliegengitter. Fenstergriffe.
Klappe Tiefkühlfach

Menschliches:
Keine Überfälle, keine Diebstähle, wiederholt leichtere Taschenspielertricks bei der Geldrückgabe nach dem Tanken, Korruption durch die Polizei (Kosten zwischen 2 und 350 US Dollar).

2009 Verletzung der rechten Hand in Mexico City: Krankenhausaufenthalt, Operation in Mexico, Reha in Deutschland. Kostenabdeckung durch die ADAC Long-Term Travel Health Insurance, 1.556 € pro anno mit insgesamtem super Service und Management.

Reisekosten mit Flügen, Fähren, Versicherungen und Lebensunterhalt, also mit allem Drum und Dran ca. 3.000 € monatlich. Wobei die Höhe der Lebenskosten in Südamerika eher vernachlässigt werden können. Teuer ist das Fahren: der Diesel kostet in Mexico zwar nur 42 Eurocent, aber in Uruguay ca. 1.65 €/pro Liter.

Wer weltenbummlerisch unterwegs sein möchte, muss sich darauf einrichten, mit Unvorhergesehenem konfrontiert zu werden. Die Problemlösung wird zum zentralen Denken und Erleben. Das macht stark. Letzteres sagte meine Frau. So sei’s denn.