Elf Tage Antarktis

Buchung
Am 22. November erreiche ich Ushuaia und ergattere einen Stellplatz an der Av Maipu mit Blick auf den Hafen und die Kreuzfahrer. Macht süchtig. Am nächsten Morgen buche ich eine 11-tägigen Last Minute-Cruise auf der Sea Spirit, die in 2 Tagen ablegen soll. Das PM kann ich währenddessen auf dem Campground Andino für 3 Euro pro Tag abstellen, der preiswerteste Posten meines Antarktistrips. Hier die Preise für diejenigen, die noch hin wollen: Last Minute, nur in Ushuaia persönlich buchbar, sehr geringes Angebot, rasch ausverkauft, nur möglich in Vor- und Nachsaison: alle um die 4.000$ in heiner Dreibettkabine, männlich und weiblich getrennt. Erwischst Du einen last minuter, hast Du exakt 3.000 Dollar gespart- in der untersten Kategorie. Uff. Los geht’s: Entscheidung jetzt direkt und unwiderruflich vor Ort, keine Reservierung, kein Rücktritt, die ganze Prozedur dauert 2 Stunden, dann liegt die Bestätigung der Belastung des Mastercardkontos vo. Meine Buchung liegt bei 4.200$ inklusive aller Landgänge und aller Getränke. Die erste gute Entscheidung.

Abreise
Am Abend vor der Abreise treffen sich alles Kreuzfahrer im Hotel Albatros zum breefing. Inzwischen liegen 5 Schiffe im Hafen, da scheint Chaos vor programmiert. Dem ist nicht so: am Abreisetag finden sich alle Kreuzfahrer um 15.30 auf meinem ehemaligen schönen PM-Stellplatz an gut gekennzeichneten Bussen ein, und die fahren die richtigen Leute mit deren richtigen Gepäck zum richtigen Schiff und man findet sein Gepäck in der gebuchten Kabine vor. So treffe ich in meiner Dreierkabine als letzter ein und bekomme das mittlere und damit schlechteste Bett. Sylvian aus der Schweiz und Ophelius aus Israel sind vor mir da. Ich erfahre, dass das Schiff nicht ausgebucht ist (78 von 122 möglichen Betten sind belegt Vorsaison) und kann nach einigem Hin und Her up graden: für 500$ geht es eine Kategorie und ein Stockwerk nach oben und ich bin stolzer Inhaber eines Gemachs mit Kingsize-Bett, Meerblick und solitero. Die zweite gute Entscheidung, auch wenn sie das MC-Konto weiter in die Knie zwingt.

Ueberfahrt
Bis zum ersten Festlandkontakt in der Antarktis sind es 60 Stunden. Die ersten 6 Stunden im Beagle Channel verlaufen ruhig und das Eröffnungs-Dinner verläuft prächtig: gutes Essen, gute Gespräche. Neben mir sind nur 2 weitere deutschsprechende an Bord, Christa aus Perth und Verena aus dem Westerwald, die Mehrzahl der Gäste kommt aus Canada und Australien. Die Konversation auf Englisch verschiedenster Mundarten ist anstrengend, wird von Tag zu Tag besser. Die nun folgende Durchfahrt durch den Drake Kanal ist eine Herausforderung an Gleichgewicht und Magen. Es gibt nicht viel zu sehen, also verbringe ich die nächsten 48 Stunden vorwiegend in meinem Kingsize-Bett, zu den hervorragenden Vorträgen und Mahlzeiten schwanke ich mich durchs’s Schiff hin zu einem sicheren Sitzplatz. Originalton Kapitän: Eine Hand für’s Schiff.

Ankunft
Im Schutze der Shetland Inseln wird die Fahrt ruhiger, dann kommt Land in Sicht und ich erlebe von den 6 Tagen in der Antarktis 4 Sonnenscheintage. Ungewöhnlich, Norm: 20% Sonne. Jeden Tag gibt es zwei Landgänge: der russische Kapitän fährt das wendige Schiff in eine Bucht, eine Zodiac-Mannschaft erkundet die Bedingungen, sind sie gut, dürfen die Gäste mit den restlichen neun Zodiacs an Land. Verkleidet sind wir wie Antarktisforscher mit Kälte- und Überbord-Schutz, Sicherheit wird ganz gross geschrieben. So wird neben dem normalen Feuer-Alarmtraining in einem speziellen breefing das Be- und Entsteigen der Zodiacs trainiert. Neben den Landgängen und Wanderungen entlang der Pinguin-Highways für die Normalbucher gibt es Spezialangebote: Skilanglauf, Bergsteigen, Kajakfahren und Übernachtung in Zelten auf antarktischem Boden. Und viele machen von den Zusatzangeboten Gebrauch. Weiterhin bitten Ornithologen, Geologen, Fotographen abends oder während der Passagen zu Vorträgen, ein weiteres fantastisches Angebot der Quark Expedition- so heisst der Veranstalter.

Reiseroute
Ushuaia – Beagle Channel – Drake Passage – Neko Harbour
(Urkunde: landed on the Antarctic Continent at Neko Harbour 64°50’S, 62°33’W at 25 Nov. 2012) – Paradice Harbour – Orne Harbour – Cuverville Island – Port Lockroy (Poststation) – Lemaire Channel (Durchfahrt von Eis blockiert, Peterman Island nicht möglich) – Danco Island – Wilhelmina Bay – Deception Island mit Neptunes Nellows, Whaler’s Bay, Port Foster und Baily Head – Half Moon Island – Rückfaahrt durch die Drake Passage – Umschiffung von Kap Hoorn!! – Beagle Channel – Ushuaia.

Résumé
Chance gehabt, Chance genutzt und Antarktis erlebt. Anstelle einer unzulänglichen Beschreibung bitte ich Euch, die Bilder anzusehen! Oder selber hinzufahren, so wie die meisten Antarktisbesucher es machen: Flug von überall her nach Buenos Aires, Weiterflug nach Ushuaia, Hotel, Cruise zu irrsinnigen Preisen und zurück das ganze. Oder anstatt wieder nach hause zu düsen, ins Wohnmobil steigen und die Umgebung von Ushuaia und Feuerland erkunden so wie der glückliche Verfasser es gerade macht.

Ich grüsse Euch alle herzlich. Euer sehr zufriedene POTR

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