Eine geschwisterliche Reise

Viel geplant, und dennoch… Auf meinem Trip läuft kaum etwas normal.
Ich lasse es geschehen, wehre mich nicht. Im Gegenteil, ich geniesse inzwischen das Unerwartete, das Problemhafte, das anfänglich unlösbar Erscheinende, die befreiende Erlösung durch die Lösung.

Wo anfangen? Es gibt so vieles zu erzählen. Jeder Tag ist ein Erlebnis, ein kleines Abenteuer, manchmal ein grosses. Wenn ich nachts wach liege und im Dachfenster Mond und Sterne dahin ziehen, greife ich hinein in einen Topf voller Erlebnisse, und jedes Ereignis ist intensiv erlebt und hat sich tatsächlich ereignet und ist in der Erinnerung real abrufbar. Ein Wahnsinnstrip.

Die Wüste endet nicht in der peruanischen wunderschönen weissen Stadt Arequipa mit seinem Catalinenkonvent, nur weil bald danach die chilenische Grenze entgegen flimmert. Nein. Die Wüste setzt sich fort, aber anders: steile Berge, tiefe Schluchten, schroffe Canyons bis hin zur Atacama, der trockensten Wüstenregion der Erde. Nun denkt man Atacama gleich Salzsee. Weit gefehlt. Die Atacama erstreckt sich hunderte von Kilometern bis hinunter nach Copiapo. Und sie ist echt trocken. Der Salzsee hingegen, das Salar mit seinem weltberühmten Backpackers-Pueblo San Pedro de Atacama an der Nordostecke der Atacamergion in gut 3.000 m Höhe ist ein echt feuchtes Ding: da schüttet und blitzt es, und in den Kneipen müssen die Besitzer ihre neuen Computer mit alten Plastikhüllen gegen die Wasserflut schützen, die sich aus aus den undichten Dächern ergiesst. Nicht immer, natürlich. Aber warum dann, wenn ich in die Atacama reise? Ok, s.o.
Von den Bergen hinunter reicht die Wüste bis hin zur Küste. Auge und Herz gehen über von der Schönheit, die Wind, Sand, Vulkanausbrüche und der Pazifik miteinander ausgemacht haben. Und diese Schönheit erfahren wir, meine Schwester Lilo und ich, tagelang. Genau genommen 32 Tage lang.

Vier Punkte möchte ich in diesem POTR 7 anreissen:

Videointerview. Wer Lust hat, mag es sich ansehen, das Interview mit der überregionalen Tageszeitung El Comercio in Lima zum Abschied einer ganz tollen Peru-Zeit:
http://elcomercio.pe/lima/1375104/noticia-aleman-que-viaja-hace-tres-anos-solo-su-camioneta
s. unten -> Link

Wie schön Chile ist, klingt schon in meinen Eingansgzeilen an. Nun ist dieses Chile so elendig lang, nämlich 4.300 km, dass man es übersichtshalber in 12 Regionen eingeteilt hat, von Norte nach Sur. Und el capital Santiago liegt erst in Region 5 und damit noch mitten in der Semidersert, was dem ungemeinen Reiz der Stadt in keinerlei Hinsicht Abbruch tut. Zumal in seinem Umkreis wunderschöne Weinbanbaugebiete liegen. Mit dem sich daraus ergebenden Ambiente.

Der Süden, wie wir uns Chile vorstellen, beginnt erst 500 km südlich von Santiago mit grünen Hügeln, Tälern, Flussläufen, Auen, Mischwäldern, Naturparks in Hülle und Fülle. Warum leben hier so viele Deutschstämmige? Weil sich hier die Landschaften von Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Norditaliens vereinen. Verbunden durch ein akzeptables bis gutem Verkehrsnetz ohne jemals in eine Stau zu geraten und dazu klimatisch um einige Celsiusgrados höher liegend als daheim. Dazu kommt der Reiz der unglaublich schönen sonnenbeschienen schneebedeckten Andenkette mit ihren teils dramatisch aktiven Vulkanen bis 6.000 m Höhe und unten dran die Insel Chiloé. Was weiter südlich folgt bis hin zur Magellanstrasse, die selbst für Chilenen hoch attraktive Carretera Austral, darüber erzähle ich später (warum und wie folgen im POTR 8). So, wer immer bis hierher gelesen hat, für den sollte es Anreiz sein, sich allmählich aus den Sitzen erheben, den Dierke abuzustauben und vielleicht ein wenig zu planen beginnen! Oder sich auf dieser web ein paar Fotos ansehen. Obwohl sie dieses Mal eher Personen bezogen sind. Na ja.

Gedanken meiner Schwester nach ihrer Abreise:
Nachtrag:
Jeder Abschied tut ein wenig weh. Auch dieser Abschied ist nicht einfach.
Adieu Du lieb gewonnenes PMobil. Deine 15 qm waren mir eine gute Herberge. Du liebes Bett mit einer Schlaffläche von 65×220? Du großzügiges Bad: Dusche, WC, Waschtisch, Spiegel und Schrank alles in 1.25qm verpackt. Dank an Herrn Bocklet, der dieses Mobil gebaut hat, mit unglaublicher Technik an Solar, Gas, Stromrückgewinnung, Heizung und Warmwasser, wenn man es dann beim Fahren aufgeheizt hat. Danke allen, die geholfen haben, dieses Gefährt fahrtüchtig zu halten!
Danke Peru, Chile und Argentinien. Danke den liebenswerten und stets freundlich lachenden Menschen. Danke für die enormen Anstrengungen beim Strassenbau und danke auch den Polizisten, die uns unbehelligt an ihren tausenden Sperren haben durchfahren lassen. Danke, dass uns nichts abhanden gekommen ist und, dass meine Angst vor Erdbeben nicht wahr wurde.
Danke lieber Peter, Du, der Du mich eingeladen hast an meinem Geburtstag, ein Jahr nach Jürgens Tod. Du hast mir ein Ziel gegeben und viel mehr. Ich durfte Deine Gastfreundschaft genießen. Du warst mehr als sehr großzügig, hast mir Deine “Geliebte”, Dein PMobil zum Fahren gegeben, hast mir bei all den Schwierigkeiten mit den Kreditkarten geholfen, warst ein guter Gesprächspartner und hast mir Deine Welt des Lebens gezeigt, hast mich daran teilhaben lassen. Ich entschuldige mich für Leerzeiten, als Du auf mich warten musstest, weil wieder einmal mein iPad oder iPhone die gewünschte Verbindung nicht bekamen
Wir sind schon ein tolles, geschwisterliches Team. Wer hat in seinem Leben schon so eine Chance ??? Wir haben sie genutzt !!!!!——————Danke———-

Una buena idea: Südamerika in zwei Etappen.
Der Auslöser ist die Mail von Navimag, die sehr sehr kuzrfristig eine teuer bezahlte und bestätigte Fährbuchung von Puerto Montt nach Puerto Natales wegen Überbuchung känzelt, irre. Und dann der Wetterumschwung: es herbstelt, volles Programm. Wie es in zwei oder drei Monaten in meiner Zielregion weiter südlich wintert, werde ich im Internet verfolgen. Nein, nein, dieses herrliche Stückchen Erde möchte ich im südamerikanischen Sommer erleben, nicht im Winter. Und zum Dritten: die Heimat lockt. Mal wieder. Und wieder mehrgleisig. Wie sähe Deine Entscheidung aus, lieber Leser?

Hier ist meine Topidee, die alle Probleme mit einem grossen Wurf löst: Zwei-Etappenreise. Ich bin hin und her von dieser Idee und Lösung und träume davon. Ich gebe mir 36 Stunden, nein 24, dann steht der Plan:
Ist: ich stehe mit dem PM am Südende der Insel Chiloé, der Mile zero der Panamericana nach Anchorage oder gut 21.000 km für die Jungs (und Mädles) aus Alaska. Im Regen, 13 Grad.
Soll: Das PM soll in Südamerika überwintern. Der Zoll in Chile und Argentinien beschränken den Aufenthalt für Fahrzeuge leider auf drei Monate, also müsste ich alle 3 Monate rüberdüsen, um im Sinne des kleinen Grenzverkehrs den Camper ein wenig über die Staatsgrenzen hin und herzufahren. Die Lösung liegt in Uruguay: diese freundlichen Menschen gewähren eine Aufenthaltsgenehmigung für Fahrzeuge für 365 Tage, s. Forum Panamericanum. Leider liegt Uruguay nicht gerade um die Ecke von Chiloé, sondern locker 4.500 km von hier entfernt. Jedenfalls auf der von mir favorisierten Route.
Tat: Also los. Ich fahre nach Uruguay, nicht auf direktem Wege sondern durch verschiedene Nationalparks im Seengebiet, genehmige mir einen Zwischenstop in Santiago und halte dann auf den Andenpass Agua Negra mit der etwas schwindelig machenden Höhe von 4.770 Metern zu. UND: erhalte die Einjahresaufenthaltsgenehmigung für das PM: big point sagen die boys einige Tausend Kilometer weiter nördlich.
Über diesen letzten Abschnitt der Etappe I und meine Pläne für die Etappe II berichte ich demnächst in POTR 8.

Macht’s gut. Euer POTR

Hier noch die Highlights seit Lima. Für diejenigen, die schon mal hier unten waren. Oder die unbedingt hin wollen

SÜDPERU:
Ankunft meiner Schwester Lilo in Lima am 06.02.2012 ## das PM fährt ## Peninsula de Paracas mit den Islas Ballestas ## Wüstenoase Huacachina ## Nazca ## Küstenstrasse durch die Pampa Blanca und Cortaderas ## Die weisse Stadt Arequipa und seinem Kloster Santa Catalina ## Hafenstädtchen Ilo ## Wüste

CHILE:
Grenzstadt Arica ## Salpeterdorf Humberstone, Museum ## Iquique, eingequetscht zwischen Bergwüste und Meer ## wilde Costañera bis Tocopilla ## San Pedro de Atacama ## Flamingo NP in der Laguna Chaxa ## La Portada in Antofagasta ## Wüstenpanamericana mit La Mano ## Küstenstrasse vor Copiapó ## La Serena, Badeort vom Feinsten ## Küstenstrasse um Zapallar ## Viña del Mar ## Valparaiso ## Santiago de Chile ## Weingüter bei Pirque ## Hafenstadt San Antonio ## Vulkane im Verlauf der Andenkette ## Kolonialstadt Chillán ## Universitätsstadt Concepción ## Kolonialdorf Mulchén ## Temuco mit seinen wunderschönen Vulkanen Lonquimay und Llaima ## die Kolonialstadt Pucón im Seengebiet ## herrliche NPs im Seengebiet ## Thermalbäder ## Lago Panguipulli ## die Flussstadt Valdivia ## deutsches Städtchen Frutillar ## Lago Llanquihue mit seinem Puerto Varas ## Puerto Montt ## die hinreissende Insel Chiloé mit ihren Holzschindelkirchen und bunten Holzhäusern und dem herrlichem Blick auf die schneebedeckten Anden und dem Anfang/Ende der Panamericana in Quellón ## Osorno als Abzweig nach Argentinien ## der NP Puyehue ## die Vulkanaschenlandschaft ##

ARGENTINIEN:
Bariloche ## Fahrt entlang des Rio Limay ## bis 160 km nördlich von Bariloche weisse Vulkanschenlandschaft bei immer noch bestehenden Aktivitäten des Vulkan Puyehue ## Fahrt durch die Pampa bis Neuquen ## Fahrt weiter durch die Pampa bis zur Weinstadt Mendoza ## Puente del Inca am Fusse des Aconcagua, mit 6.960 m derr höchste Berg Amerikas ## spannende Passstrasse hinunter nach Los Andes ## reizvolle Weingegend nordöstlich von Santiago de Chile ## Lilos Abreise am 08.03.2012 aus Santiago de Chile. Wieder allein.

-> Link zu meinem Videointerview

-> Fotos: Eine geschwisterliche Reise