2011-12 bis 2012-2, Peru, Ekuador

Sechs Tage habe ich dafür gebraucht, um Uruguay zum umrunden, im September 2011. Genau so viele Tage wohne ich bereits in dem idyllischen Fischernest Tortugas bei Casmas 400 km nördlich von Lima und harre. Harre der Info aus Lima, dass die Ersatzteile an diesem Freitag ankommen werden, die richtigen Ersatzteile dieses Mal bitte schön. Ohne Groll: die südamerikanische Langsamkeit hat sich meiner ermächtigt, das mañana hat mich tief durchdrungen und ich schaue den Fischern zu und geniesse den sundowner von der Terrasse meiner Hospedaje 30 oder 50 Meter über der Bucht und beobachte das Spiel der Sonne mit dem Meeresnebel am nächsten Morgen und harre und lasse die Tage vergehen, einen nach dem anderen, geduldig und zufrieden.
Jetzt bin ich schon ein halbes Jahr unterwegs in Sachen Südamerika. Peru hat mich bisher am längsten festgehalten und gefesselt. 70 Tage Peru oder 80. Wie kann das sein? Es hat naturgemäss mehrere Gründe, wenn man so lange in einem Ländle bleibt. Drei sind so gewichtig, dass ich sie ein wenig beschreiben muss:

Peru als solches – Mehrfachversagen des Sprinters – gesponserter Jeep-Trip durch Peru Norte nach Ekuador

Peru als solches
Peru ist ein unglaublich schönes, wildes Land und durch seine dreigeteilte Geographie ausgesprochen spannend: ein schmaler sehr reizvoller Wüstenküstenstreifen nur unterbrochen von Städten, Flusszuläufen und Oasen reicht mit 2.500 km Länge von Grenze zu Grenze, von Chile bis Ekuador. Nur wenige Kilometer ostwärts bauen sich in gleicher Länge die Anden auf, einige hundert Kilometer breit, bestückt mit mehreren 6.000 Meter hohen Vulkanen und Pässen bis 4.800 Metern Höhe – hier kann man sich austoben und echt schwindelig fahren, denn die meisten Strassen sind sehr schlecht und die Berge sehr steil. Östlich der Andenkordiliieren geht es tief hinab in den den Bosque Amazonica; erst als Nebelwald, dann als Regenwald machen sie den grössten Teils Perus aus und sind im Grunde nur erforschbar per Flieger und Schiff.
Aber ich komme ja aus Bolivien, vom Altiplano, das sich bis in das südliche Peru hinein erstreckt, ebenso der Titikakasee mit seiner Hafenstadt Puno, berühmt für seine Islas flotantes, den Schilfinseln, auf denen die Nachfolger der Uros von und mit dem Schilf leben. Die Stadt der engen Gassen und Balkone, Cusco, ist der Ausgangspunkt zur Besichtigung des archäologischen highlights von Peru schlechthin, Machu Picchu. Schon die Anreise mit dem Zug Perurail ist ein Riesenerlebnis.
Von Cusco zum Pacific, quer durch die Anden, rauf und runter, stundenlang über Altiplanohöhen um 4.500 Meter. Schnee und auf dem Rücken liegende LKW, seitlich der Strasse, in den Kurven. Dann wieder abwärts auf 2.500 Meter, Sonne, Blumen und Regula und Edwin aus der Schweiz, mit einem Sprinter; Kaffe, Kuchen, Austausch. Am Ende dieses unglaublich schönen sky to sea-highways (ich weiss, Plagiat: sea to sky highway bei Whistler/Canada) wartet Nazca mit seinen in den Sand getriebenen überdimensionalen Figuren, deren Erforschung sich Frau Reiche in einem Steinzeitbulli lebend zur Aufgabe gemacht hat. Nun ist sie tot, und die Linien sind immer noch am besten von einer Propellermaschine aus zu betrachten.
Dann die Wüste in Richtung Norden bis nach Lima, und was bietet sie nicht alles: die Wüstenoase Huacachina, die Halbinsel Paracas, das Vogel-, Pinguin- und Seelöwenparadies Islas Ballestas, die Weinanbaugebiete um Pisco. Und dann taucht Lima auf, nicht in den Bergen sondern am Pacific gelegen, in der Wüste. Eine verkehrschaotische Stadt, in der wiederum die Taxen den Ton angeben, mit denen aber auf sehr preiswert Art lohnende Ziele wie die City mit ihren Kolonialbauten und Kathedralen und Palästen oder Miraflores, das Reichenviertel am Meer oder Barranco, das Hipviertel nicht weit davon entfernt, angesteuert werden können.
Vom nördlichen Peru dann später mehr.

Mehrfachversagen des Sprinters
Erst ist es ein nicht korrekt ausgewechselter Kraftstoffilter, der den Diesel statt in die Injektoren zu leiten auf die Strasse rinnen lässt, 100 km südlich von Lima, mitten in der Wüste. Zwei Tage stehen wir, das sind Angelika, die gemeinsam mit mir ihren 50. Geburtstag im schönen alten Gran Bolivar in Lima gefeiert hat, und ich am Rande der Panamericana und warten auf den Abschlepper aus Lima., wir sind ja autark. Dennoch: südamerikanische Geduld zum Ersten.
Ein gerissener Ansaugschlauch und ein defekter Sensor, so sagen die Mechaniker in Lima, sei die Ursache dafür, dass die Kraft des Sprinters halbiert würde und uns 400 km nördlich von Lima zur Umkehr mahnt. Gut dass er nicht 2 Tage vorher gerissen ist, da haben wir nämlich auf dem Weg nach Tarma die Anden durchquert und mussten dabei den 4.818 m hohen Abra Anticona überwinden. Zweimal. Die Teile aus Deutschland benötigen 14 Tage plus und bescheren uns über Weihnachten und Silvester einen nicht unangenehmen Zwangsaufenthalt in der Wüstenoase Huacachina. Dennoch: südamerikanische Geduld zum Zweiten.
Die Teile werden eingebaut, die ursprünglich Kraft des Sprinters will sich aber einfach nicht entfalten. Mein Herz jauchzt, wenn ich mal so einen UraltLKW überhole. An der nächsten Brücke hat der mich dann wieder eingeholt, Jauchz-Ende. Mercedes Lima ist glücklich, dieses moderne Fahrzeug in seine mechanico-Hände zu bekommen; es ist das erste dieser Machart und die Jungs geben ihr Bestes, sie probieren alles, aber auch alles aus. Nur den Turbo kriegen sie nicht zum Laufen. Der Spass für die mecanicos nimmt ein Ende, als die Mercedes-Chefs von Lima und Peru sich einschalten und unter Führung von Mercedes Deutschland der Sache auf die Spur kommen:
ein Riss im Zwischenkühler – was auch immer das sei- soll die Ursache für die heruntergeregelte Kraft sein. Hombres, bis diese Diagnose stand, ging so manches Mal die peruanische Sonne auf und unter. Südamerikanische Geduld zum Dritten.
Ich bin gespannt auf Montag, den 6. Februar, dann soll das PM wieder marschieren, muss es auch, denn dann kommt neuer Besuch aus Deutschland: meine Schwester hat sich angesagt und will mit mir gemeinsam über die Atacama nach Chile. Und zwar mit voller Kraft und nicht so einer lahmen Ente!

Gesponserter Jeep-Trip durch Peru Norte nach Ekuador
Die beiden Mercedeschefs Peru und Lima zeigen sich von ihrer besten Seite: um mir die wiederholte Ersatzteillieferungswartezeit zu versüssen, stellen sie mir einen topmodernen Allradjeep zur Verfügung, mit dem ich Nordperu erkunden kann. Warum? Ja sie möchten, dass ich das, was ich mir mit dem PM vorgenommen habe, auch verwirklichen kann. Diesem Argument muss ich mich beugen. Jeep und Hotel, drei Wochen Urlaub vom Urlaub, auch nicht schlecht. Dann doch zwei Bedingungen: ein bisschen Reklame. Und so kann ich meinen Augen nicht trauen: da steht er, der nagelneue Jeep, und drei Schriftzüge zieren das Auto: An den Türen ein dickes Jeep, auf der Motorhaube Divemotor und vorn, an den Seiten und hinten mein Logo: PeterOnTheRoad. Da kommt doch ein wenig Rührung auf….. Ach ja, und die zweite Bedingung: ein TV-Interview nach meiner Rückkehr. Warum bin ich noch nicht weg? Weil sie noch mit ihrer Versicherung basteln, ob ich auch nach Quito/Ekuador rüberkann, mit diesem Jeep.
Es folgen drei irre spannende Wochen: Anden kreuz und quer, rauf und runter, bad roads steil mit miesem Untergrund, Plattfuss mitten in der Einsamkeit, Bergrutsche, gefährliche Situationen, abends Hostals oder Hotels mit entspannenden Thermalbädern, archäologische highligts fast täglich, Menschen, Geschichten …

Ekuador, Panamericana, Pallatanga , 21.01.2012 (Tagebuchauszug)
Ich bin so voller Erlebnisse. Gestern die Wüste im nördlichen Peru mit trockenen 34 Grad, heute Abend prasselt der Regen auf das Dach meiner EcoLodge im Hügelland im südlichen Ekuador, 22 Grad, angenehm. Die Landschaft auf der Panamericana nach Quito lässt das Herz höher schlagen: ein Misch aus Austria und Schweiz, so stellt sich das Hügelland zwischen den beiden vulkanbestückten Andenkordilliieren, dem Schmuckstück Ekuadors zwischen Cuenca und Quito, dar. Wie unglaublich spannend ist diese Reise mit dem Jeep kreuz und quer durch die Anden Nordperus bis hierher ins wunderschöne Ekuador: Ereignisse, Ängste, Erlebnisse, Schönheiten, Schwierigkeiten im steten Wechsel, keine Zeit zum Atemholen. Abend, EcoLodge, Entspannung, ich fasse hinein in einen Topf und ziehe ein Bündel von Erinnerungen hervor, jeglicher couler, ohn Unterlass. Südamerika. Wahnsinn…........

Der nächste Bericht kommt hoffentlich aus dem südlichen Chile und nicht aus meiner Mercedeswekstatt in Bielefeld.

Highlights Peru
Islas flotantes bei Puno ## Sillustani, Steingräber ## Cusco, Kolonialstadt ## Machu Picchu, Weltkulturerbe ## Anden-Durchquerung, hört sich so platt an: ein tolles Erlebnis ## Nazca, Maria Reiche-Linien ## Lima, Kolonialbauten und Kirchen im Zentrum ## Besuch und 50.Geburtstag von Angelika ## Andendurchquerung (4.830m) nach Tarma ## Mehrfachversagen des Sprinters ## Islas Ballestas, Galpagos-Esatz ## NP Paracas ## Huacachina, Wüstenoase, Weihnachten und Silvester ## Coral bei Barranca, Archäolögie ## Sechin bei Casma, Archäologie ##
Jeep-Trip 22 Tage nach Nord-Peru und Ekuador:
Andenschlenker Huaraz – Yuramarca – Chimbote ## Mochica Pyramiden del Sol y de la Luna und ## Chan Chan, weltgrösste Lehmziegelstadt bei Trujillo ## Cajamarca, Thermalbäder ## Andendurchquerung auf Nebenpisten, der pure Wahnsinn ## Plattfuss in der Einsamkeit der Zentralkordillieren ## Mumiemmuseum bei Leimebamba ## Kuélap, 3000m bei Tingo Nuevo, Archäologie der kriegerischen Chachapoyas ## Durchquerung der Cordillera oriental und Abfahrt durch den Nebelwald in den Regenwald der Amazonazuflüsse ## Rückreise nach Westen, Durchquerung der Cordilleras und Eintauchen in die Wüste ## Fischer- und Badeorte am nördlichen Pacifico zwischen Talara und Tumbres ## trotz modernster Einrichtungen sehr umständliche Einreise nach Ekuador ## Wechsel vom Wüsten- zum tropischen Klima ## wunderschönes Hochtal zwischen Cuenca und Quito eingebettet in die Vulkanlandschaft der beiden Kordillierenketten ## Quito, 2.850m, schönste Kolonialstadt Südamerikas; reich an üppigst ausgestatteten Kirchen und Klöstern ## Mitad del Mundo, Äquator ## Guayaquil, Hafenstadt und Ausgangspunkt zu den Galapagos ## Lambayeque, Museum Tumbes reales de Sipán – man glaubt, bei der Öffnung der Gräber anwesend zu sein, grossartig!! ## Tortugas bei Casma, idyllisches Fischerdorf- hier warte ich auf das ok aus Lima ## Lima, Rückgabe des Jeep ##
Besuch aus Deutschland: meine Schwester Lilo reist ab dem 07.02. mit mir von Lima nach Chile ##

-> Fotos: Peru, Ekuador