Buenos Aires, Uruguay, Iguazú, 30.09.2011

Drei Tage wollte ich in Buenos Aires bleiben und dann ab Richtung Feuerland. Aus drei Tagen BA werden acht und aus Feuerland wird erst Mal Uruguay. Der Reihe nach: als nach Ankunft in Buenos Aires das Quartier auf dem Parkplatz an der Kriegsmarine (12€ die Nacht ohne Frühstück) geregelt ist, kann ich mich entspannt der 13 Mio Stadt widmen. Musik, Lachen, Lebensfreude, durchweg links gerichtete Demonstrationen fast täglich, die Madres am Plaza de Mayo am Donnerstag, Reichtum und Armut, Treiben und Ruhe, alles nebeneinander, Künstler, Strassentango, Flohmärkte, Anmacher. Und alles sehr laut und voller Menschen. Und ich mitten drin. Mit meinem Rucksack vor der Brust, potentiellen Agressoren mit wohl bedachten Manövern ausweichend. Ich werde von Tag zu Tag sicherer, und als mir in Erinnerung kommt, dass man zum Metrofahren weder Abitur nach Studium braucht und ich mein Denken vereinfache, funktioniert es, das Metrofahren und wird zu einem Schritt und Kräfte schonenden Abenteuer. Mein Parkwächter hat sichtlich Freude an meinem BA-Interesse und kommt zweitäglich zum umständlichen Verlängern meiner Parkerlaubnis und natürlich zum Kassieren. Immer ohne Frühstück. Das gibt es bei Starbuck, 15 Laufminuten entfernt, dafür warm und windstill und heisser Kaffe und Medialuna (richtig: Halbmond, Hörnchen) und WIFI und Toiletten und freundliche Menschen. Alles inklusive in den 16 Peso oder 3 Euro. Und Lesen dazu: der Baedeker gibt Tips, der Loneley Planet auch, aber andere. Die Mischung aus beiden macht BA zum tollen Erlebnis. Mein stärkster Tag: acht Stunden auf den Beinen, abends kalte Dusche im PM, hatte noch kein Gas. Mein schönster Tag: 7 Stunden auf den Beinen, Rinderfilet und Merlot bei Lo de Jésus in Palermo, abends warme Dusche, hatte Gas. Hat mich einen Tag gekostet, Propan zu finden, dafür habe ich den Vorort San Isidro und vor allem den Weg dorthin kennen gelernt. Durch Palermo, Recoleta ….. So, bevor ich ins Schwärmen gerate, bitte selber nachlesen bei Baedecker und Loneley Planet. Oder Dumont natürlich.
Wie wird aus Feuerland Uruguay? Ganz einfach, indem man nach Norden fährt und den Rio Uruguay überquert. Aber warum dieser Sinneswechsel? In Feuerland ist es derzeit noch zu kalt. Hier ist zwar Frühling: die Blumen blühen und die Bäume auch und es sei die schönste Jahreszeit in Argentinien, so die stolzen Einheimischen. Aber in Feuerland ist’s noch bitterkalt, das Packeis ist noch nicht geschmolzen und die Kreuzfahrer können die Antarktis noch gar nicht nicht anlaufen. Und wie ich mich kenne, mach ich die 3.000km bis Ushuaia so flott ab, dass ich bei Ankunft da unten noch ganz schön kalte Füsse bekäme.Wurde mir Dank Heidruns Literatur auf dem Cargodampfer klar. Ich brauch also einen zeitaufwendigeren Umweg nach Feuerland. Und so habe ich Uruguay aufs Korn genommen und kennen gelernt. Und das hat sich gelohnt. Ein blitzsauberes Ländle nur 500km von O nach W und 500 km von N nach S mit wunderwunderwunderschönen Ständen zwischen Carmelo und Montevideo und rauf bis zur brasilianischen Grenze. Alles abgefahren, jedes Örtlein mit seinen verfallenden cabanas und den verwunschenen sehr engen und holperigen Gässchen. Und überall ist Leben. Aber nicht das, wie wir es gewohnt sind. Gemächlich, freundlich, langsam … Das Hinterland ist ein echtes Gaucholand mit Pferde- und Kuhherden auf satten grünen Hügeln, mit Palmensavannen (schon mal gehört?) und mit Sümpfen. Da stehen nicht nur die Reiher sondern auch Kühe und Pferde bis zum Bauch im Wasser und fressen Gras und Wasser like moose at alaska. Zwischen all dieser Idylle tauchen in sehr regelmässig Absständen durchnummerierte Landschulen oft in Verbindung mit den allmächtigen Dorfsheriffs auf und zwingen zur Einhaltung sehr restriktiver Geschwindigkeitsbegrenzungen.

24.09. Heute vor drei Jahren habe ich mich auf den Weg gemacht über Canada nach Mexiko. Welche Erlebnisse, welche Erfahrungen! On the road und zu Hause, oh, oh!

An der uruguayisch-argentinischen Grenze bemühe ich mich, keinen Anlass zu aussergewöhnlichen Überprüfungen zu geben: no drogas, no pistolas, no bombas. Und so läuft der Grenzübertritt locker-routiniert ab. Nur der Salatkopf, der wird konfisziert. Hab bis heute nicht kapiert, warum.
Die Truckerroute nach Norden begeistert mich nicht sonderlich, und ich gerate sehr bald auf Abwege: einen Zweitagesritt auf 225 km Schotterstrasse durch das Süsswasserreservoir Esteros del Iberá mit nicht nur Kontakten zu Wasserschweinen und Moskitos lässt das ontheroad-Herz höher schlagen. Auf dem weiteren Weg in den warmen Norden kann ich mir einen erneuten mehrtägigen Lustschwenk durch die Hügelkette der Sierra de Misiones entlang der braslianisachen Grenze nicht verkneifen. Und so werden aus der kurzen, direkten 1.200 km langenTruckerroute von Buenos Aires zu den Cataratas del Iguazú kurz mal lange 3.900km, wie gesagt, die Lustschwenks. Motorradfahrer wissen, wovon ich rede.

Das ist, was ich wollte: Zeit satt! Anhalten, Umwege fahren und wenn es sein muss, auch zurück fahren, um Dinge anzuschauen, um die es sich lohnt, aus meiner Sicht, aus meinem Gefvühl heraus. Ohne jeglichen Zeitdruck. Freiheit. Täglich, nein, zu jeder Minute neu entscheiden zu können und verändern zu können, ohne Rechenschaft. Und vor allem ohne Gruppenzwang. Ein tolles Erlebnis. Tu es solo? – Si. – No mujer? – No, pero no problemas tambien. Grinsen.

Liebe Grüße an daheim Euer POTR
Die aktuellen Bilder ergänzen diese Bericht recht gut. -> Fotos

Grobplanung für die nächsten Wochen:
BRASILIEN: das grenznahe Foz do Iguacú und der Staudamm Itaipu
PARAGUAY: von der Schmuggler- und Räuberstadt Ciudad del Este einmal quer durch den Chaco central (1.200km nichts los) bis nach
BOLIVIEN, südliche Region

-> Fotos: 2011-09, Buenos Aires, Uruguay, Iguacú

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