MEDIPLUS: Indien, 22.03. bis 08.04.2011

ZUSAMMENFASSUNG:

Ärztlich begleitete 2.700 km lange Rundreise vom 22.03. bis 08.04.2011 durch das im Nordwesten Indiens gelegene Rajastan, dem Land der Maharadschas, der Maharajas, der Fürsten und Grosskönige. Start in München mit 30 Reiseteilnehmern verschiedenster deutschsprachiger Landsmannschaften und breiter sozialer Schichtung. Sehr beeindruckende Reise unter der Regie des hervorragend ausgebildeten deutsch sprechenden Reiseführers Yogendra Singh Jodha, gen. Jogi, einem den Hinduismus geneigten Inder.
Überschattet wurde die Reise durch den Unfall einer Reiseteilnehmerin, die aufgrund der Schwere der Erkrankung die Reise unterbrechen und mit ihrem Ehemann zur Weiterbehandlung vorzeitig nach Hause geflogen werden musste. Die wenigen weiteren Krankheitsfälle lagen im Bereich der Erwartungen: denn trotz eingehender prophlaktischer Hinweise gab es die unvermeidlichen durch Klima- und Nahrungsumstellung verursachten Durchfallerkrankungen, die mit diätetischen Massnahmen und milder medikamentöser Unterstützung ausheilten.
Die Hotels schwankten zwischen einfach bis luxuriös, das Essen ebenso: zwischen echt indisch bis zu stark europäisch angepasst fand sich die ganze Bandbreite köstlicher Gaumenfreuden; Bier, Wein und Whiskey waren indes arg teuer.
Eine Rundreise über 2.700 km im Bus waren natürlich eine Herausforderung, die teils sehr schlechten Strassen und die lange Fahrzeit waren strapaziös, zumal am nächsten Tag eine erneute Kräfte zehrende Etappe vor uns lag. Umso erholsamer waren die Tage mit zwei Ubernachtungen an einem Ort, so insgesamt fünfmal geschehen. Dank gebührt dem Busfahrerteam, das mit grosser Gelassenheit und Fahrkunst alle misslichen Situationen locker und sicher meisterte.
Die unglaubliche Menge und Vielfalt und Schönheit des Erlebten lies die Aufnahmefähigkeit eines Jeden zum Ende der Reise hin schwinden, so dass alle Reisteilnehmer letztendlich zufrieden, froh und glücklich waren, den Heimflug von Delhi über München nach Hause antreten zu können.

Weitere Einblicke vermitteln die Fotoauswahl in der Bildergalerie und folgender Reisebericht.

REISEBERICHT (E. Köpke, Bochum):
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Ernst Köpke aus Bochum übernehme ich seinen veröffentlichten Bericht über unsere gemeinsame Rajastanreise. Er gibt das Erfahrene sehr gut wieder:

Rajasthan
Im Lande der Bauern und Maharadjas

Vor vielen Jahren lebten wir in Neu Delhi, denn vom Herbst 1965 bis ins Frühjahr 1967 hatte ich in Indien beruflich zu tun. Aber für Rajasthan, den armen Staat mit vorwiegend Wüstencharakter, war Düngung kein Thema. So besuchten wir vor 45 Jahren nur die Orte Jaipur, Fatehpur Sikri und Agra.

Angeregt durch Hinweise auf besondere Reisen in ärztlicher Begleitung, buchten wir bei „Mediplus“ die „traumhaften Märchenwelten im Land der Maharajas“. Wir wurden nicht enttäuscht. Die Gruppenreise mit insgesamt 30 Personen aus ganz Deutschland, vom indischen Vertragspartner LPTI sehr professionell organisiert, verlief völlig problemlos. Selbst eigenwilliges Verhalten Einzelner wurde vom indischen Begleiter in charmanter Weise toleriert und auch kommentiert. Yogendra Singh Jodha, ein kompetenter junger Mann mit ausgezeichneten Manieren, sehr umfangreichem Wissen auf allen Gebieten der Geographie, Kultur, Religion, Politik, Wirtschaft, ist zum Freund geworden. Durch ihn haben wir viel gelernt. Seine Gabe, Neues sofort aufzunehmen und richtig umzusetzen, war beeindruckend. Seine Kenntnisse der deutschen Sprache, haben uns immer wieder überrascht, zumal er bisher kaum jemals in Deutschland war.

Von München ging es per Lufthansa nonstop nach Delhi. Der uns begleitende Arzt stellte sich beim Abflug vor, er hatte vorher bereits alle Teilnehmer telefonisch angesprochen und beraten – eine sehr gute Idee. Nach der Landung Empfang durch die Mitarbeiter von „Le Passage to India“, eine sehr kompetente lokale Agentur, die auch für andere deutsche Unternehmen arbeitet. „Yogi“, unser Tour Escort, freier Mitarbeiter bei LTPI, erwartete uns ebenfalls, und hatte bereits seine erste Erfahrung mit der Gruppe, eine Teilnehmerin war und blieb verschwunden, obwohl nachweislich gelandet und eingereist. Also suchte man und wartete eine gute Stunde auf diese Dame, die uns alle am Ausgang als Gruppe nicht gesehen hatte und per Taxi ins Hotel gefahren war. Und das, obwohl das Programm anderes vorsah.

Uns erwartete ein sehr guter Bus mit exzellentem Fahrer und Beifahrer, bei denen wir uns in jeder Situation, im Hellen wie im Dunkeln, in Stadt und Land sicher fühlten. Danach starteten wir zur Rundfahrt durch Delhi. Obwohl früher dort selbst gefahren, konnten wir nur an wenigen Stellen das wiederfinden, was wir zu kennen glaubten. Neue breite Straßen mit Kreisverkehr, Überführungen, Bahnlinien und eine vielfache Verkehrs-Dichte machten mich froh, im Bus herumgefahren zu werden, und nicht selbst nach Zielen suchen zu müssen. Wir fuhren zu einigen altbekannten Plätzen in New und Old Delhi. Im Vergleich zu früher sahen wir mehr Sauberkeit im internationalen Viertel, viel mehr Menschen, alle ordentlich gekleidet, und viel weniger Bettler. Ob dies allerdings nur auf wirtschaftlicher Entwicklung beruht, oder als Nachwirkung der letzten Commonwealth Sport-Spiele gesehen werden kann, das lässt sich von uns nicht so schnell beurteilen.

Die erste richtige Überraschung kam auf der Fahrt zum Hotel, das außerhalb der Stadt, näher am Flughafen (für den Rückflug günstiger) im neuen Stadtteil Manesar/Gurgaon liegt. Wo man früher durch Landschaft reiste, geht es jetzt durch eine Zone hektischer Betriebsamkeit, Hochhäuser in allen Stadien der Bau-Entwicklung, mit Umfeldern von totalem Chaos, bitterster Armut, unvorstellbarer Dichte des Verkehrs und Menschen, Menschen, Menschen … Die meisten davon klammern sich in und an „Tuck-Tucks“ fest, dreirädrigen Taxi-Transportern, die wir aus anderen Ländern kennen; die früheren schwarz-gelben Taxi gibt es wohl nicht mehr. Die Straßen sind voll von riesigen LKW, die meistens Zubehörteile für Industrien transportieren. Dazwischen rast alles herum in kleinen und großen, alten und neuen, beleuchteten und dunklen Autos und Motorrädern. Es fehlen aber Fahrräder (damals Statussymbol), Ochsenkarren und heilige Kühe auf dem Highway. Diese sieht man aber noch immer in allen anderen Orten, sie haben nichts von ihren Vorrechten, auch zur Rush-Hour, eingebüßt.

Leicht müde nach langer Bahnfahrt, Flug und erster Rundfahrt fielen wir abends ins Bett, in einem hübschen Pavillon-Hotel in schöner Gartenanlage, nicht ganz neu, umgeben von Feldern, Industrieland und Trockenheit. Es wurde eine ruhige Nacht. Und dann begann unsere eigentliche Traumreise durch das „Incredible India – Rajasthan“, zu alten Palästen, in alte Dörfer und Städte, durch Wüsten und National-Parks. Die Route führte uns zunächst westlich nach Mandawa und Alsisar, herrliche alte Orte, deren vergangener Reichtum von ihrer Lage an alten Handelswegen stammt. Von Bikaner aus ging es südwestlich nach Jaisalmer, dann südöstlich über Jodhpur südlich nach Udaipur. Von dort wieder nordöstlich über Ajmer und Pushkar nach Jaipur, um schließlich über Agra wieder nach Delhi zu gelangen. Dies Ortsnamen klingen wie Musik in den Ohren von Indien-Reisenden; sie sind allesamt mit Sehnsucht nach Schönheit und Geschichte verbunden.

Neben diesen Städten mit Forts, Burgen, Palästen und/oder Tempeln haben wir so manches Kleinod an anderer Stelle im Lande besuchten dürfen, wie den heiligen Jain-Tempel in Ranakpur mit seinen 1.444 Säulen aus fein ziseliertem Marmor, ein unvorstellbares Wunderwerk indischer Steinmetzkunst. Aber wir haben auch einfache Ortsmärkte erlebt, auf denen ganz normal ein- und verkauft wurde. Uns fiel auf, dass überall Bananen, Weintrauben und viel frisches Gemüse zahlreicher Sorten angeboten werden, auch das ein Zeichen wirtschaftlicher Entwicklung.

Auch ungewöhnliche Transportmittel haben wir benutzt. Natürlich durfte ein zünftiger Kamelritt zur Zeit des Sonnenuntergangs in der Wüste nicht fehlen, selbst wenn die Anfahrt eine Stunde harte Jeep-Reise war. Auch sind wir mit der Bahn gefahren, einmal als Ausflug, einmal als Weiterfahrt im Express, während sich unser Bus über holprige Landstraßen quälte. Aber auch hier gab es Interessantes. Vom Zug aus konnte beobachtet werden, dass selbst in den abgelegensten Gegenden die Neuzeit Einzug gehalten hat – eine Ziegenhirtin hielt links eine Plastik-Flasche Mineralwasser, während sie mit der rechten Hand ihr Mobiltelefon am Ohr hielt – mitten im kargen Wüstenland. An anderer Stelle, und ebenfalls weit weg von jeder „Zivilisation“, fanden sich drei TV-Schüsseln auf einem Bauernhof-Dach. Und überall, auch in den kargen Halbwüsten, sieht man neue Bauernhäuser aus Stein, Naturstein-Handel und unzählige Ladungen mit Ziegelsteinen. Das alles vereint sich mit Traktoren und sogar kleinen Dreschmaschinen, die jetzt zur Weizen- und Gersten-Ernte als Lohnunternehmer von Dorf zu Dorf fuhren. Die industrielle Entwicklung in Rajasthan macht sich besonders beim Abbau von Marmor bemerkbar.

Wie die Maharadschas schliefen wir. Viele der alten Herrscher wurden ganz normale Staatsbürger, mit gleichen Rechten und Pflichten. Die Erhaltung ihrer Paläste erfordert Unsummen, aber ihre Pfründe von früher wurden „normalisiert“, Steuern und Abgaben zieht jetzt der Staat ein, nicht der alte Herrscher. Das führt zu Umwandlung von Palästen in andere Nutzungsformen, in Museen, Stiftungen, Hotels etc. Viele davon sind Teile alter Paläste, in deren Privat-Teilen nach wie vor die Herrscher-Familien wohnen, die allerdings heute meist als erfolgreiche Geschäftsleute in Großstädten leben. Wir haben in Palästen gewohnt und geschlafen, die man nur mit „1001 Nacht“ vergleichen kann. Mit antikem Mobiliar, herrlich ausgemalten Räumen, zahlreicher Dienerschaft, aber immer moderner Sanitär-Einrichtung. Einmal durften wir zwei Nächte im „eigenen Bungalow“ wohnen, unten Salon mit antiker, stilvoller Einrichtung, oben Schlafraum, Umkleideraum, Terrasse und fürstliches Badezimmer.

Ein großes Erlebnis fand im Ranthambhore Nationalpark statt. Früh mit einem Spezialfahrzeug aufgebrochen und begleitet von Rangern konnten wir uns der „Lady of the Lake“, einem von 32 jetzt dort lebenden Tigern bis auf wenige Schritte nähern. Sie blieb ruhig auf dem Weg liegen, ehe sie sich später würdig entfernte. Ein Leopard, Antilopen, Krokodile, Affen und wunderschöne Vögel waren dagegen „Standard“.

Natürlich haben wir viel fotografisch dokumentiert, von über 600 Aufnahmen sind jetzt etwa 380 geblieben. Indien ist ein sehr modernes Land in Bezug auf Telekommunikation und Elektronik – deshalb kann man natürlich auch alles, von einzelnen Hotels bis zu den Attraktionen der Städte, im Internet nachsehen. Dort finden sich auch Reiseberichte in großer Zahl.

Kurzfristig hatten wir uns zu dieser Rund-Reise entschlossen. Wir wollten Delhi noch einmal sehen, aber auch Jaipur und Agra mit seinem Taj Mahal, das wir früher mehrfach besucht haben. Jetzt trafen wir dort auf eine touristische Infrastruktur, die wir uns so nicht vorgestellt hätten. Wir haben nichts Negatives erlebt. Auch – als älteste Mitglieder dieser Gruppe konnten wir alles problemlos mitmachen, die einzelnen Etappen, wenn auch oft unter klimatisch anspruchsvollen Bedingungen, Temperaturen, Sonne, große Flächen und lange Wege, waren für uns durchaus zu bewältigen. Wir sind froh, diese gut organisierte Reise gemacht zu haben. Allerdings sind wir uns klar, dass wir nur einen Teil des neuen Indien gesehen haben. Hinter die Fassaden konnten wir kaum sehen, dafür reisten wir zu schnell und hatten zu wenig Gelegenheit, zu hinterfragen. Aber: es wurde uns ein Buch empfohlen, das für weiteres Verständnis des heutigen Indien unerlässlich ist:. „The White Tiger“ von Aravind Adiga, 2008 erschienen. Es war in Indien „das Buch des Jahres“. Seine Übersetzung ist unter ISBN 10 3406576915, auch als Taschenbuch, zu finden.

Wir wohnten im Heritage Village Resort, Manesar (2×1N), im Alsisar Mahal (1N), im Lallgharh Palace Hotel in Bikaner (1N), dem Mirvana Nature Resort in Sodacore (2N), dem Ranbanka Palace Hotel in Jodhpur (1N), dem Hotel Royal Retreat in Udaipur (1N), im Doegarh Mahal (2N), dem Clarks Amer Hotel in Jaipur (2N), im Ranthambhore Regeny Hotel (2N) und zuletzt im Clarks Shiraz in Agra (2N). Wir waren immer mit Zimmer und Service sehr zufrieden.

Rajasthan war unser großes Erlebnis, wir wollen es nicht missen und sagen allen Beteiligten: Danke

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