... you must wait it out

Ein langweilige Zeit. Eine langweilige Geschichte über diese langweilige Zeit.

Ja, nun sitze ich im Zug von Thompson nach Churchill an der Hudson Bay, wollte ich eigentlich hierher, ganz hoch in den Norden von Manitoba, zu den Polarbären, nur mit dem Flieger oder dem Zug erreichbar? Natürlich.- Freitagmorgen, ich wandere zur Train-station, bin leider eine Stunde zu früh, closed, und mache, da es recht kalt ist und ich nur kurz auf der windgeschützten Bank Ruhe finde, einen stroll durch das angrenzende Industriegebiet- vielleicht finde ich ja die Fabrik, die die ganze Nacht solchen Lärm veranstaltet hat. Finde ich nicht. Aber immerhin gibt mir dann später die einfach strukturierte junge Frau an der train-station, open, Auskunft über die Zugverbindungen: heute um 1 pm ist Abfahrt hier in Thompson, Ankunft morgen um 7 am in Churchill an der Hudson Bay; Rückreise am gleichen Tag 7.30 pm und Ankunft in Thompson am Sonntagmittag 1 pm. Sonderpreis 170 Dollar für einen Sitzplatz im Waggon. Ich wandere zurück zu meinem PM auf dem Stellplatz bei Chrysler, dusche und plane dabei die Abfahrt nach Churchill: Mütze, Handschuhe, Skiunterwäsche, Inlet für JackWolfskin, Sanitär, Satellitentelefon (muss noch geladen werden), Literatur, Laptop, Ladegeräte, money und Notfallmedikamente. Nach dem Duschen steht meine Entscheidung: ich fahre. Immerhin habe ich ja die Bahnfahrt und da wird es wohl einige Abwechslung geben, während es in Thompson übers Wochenende ziemlich öde werden könnte: das Restaurant 24 flavour und die Library sind Samstag und Sonntag geschlossen und bei dem angekündigten Regen würde ich wohl nur im PM sitzen u lesen u Bier trinken- nicht sehr verlockend diese Aussicht.
Um 1 pm sollte ich also da sein, Chrysler spendiert einen ride zum train- der part manager Joey ist ein bisschen neidisch, der war noch nie in Churchill. Und die parts komme frühestens Montag ab 11 am. Also los. Der Zug ist bereits da, ich kaufe ein ticket und steige ein. Mit Bag, in den ich Decke und Inlet und Kissen für die Nacht und Laptop nebst Zubehör und Sanitär verstaut habe und meinem Lieblingsrucksack Tatonka mit dem Tagesbedarf und zwei Dosen Coors light. Das Abteil ist völlig leer und ich mach mich auf einem Vierer inklusive Stromanschluss für den Laptop breit und harre der Dinge. Eine Familie steigt noch ein, die 7-jährige Tochter windet sich durch die Kofferablagen und ist verwundert, dass ich bei ihrem Kinder-Englisch so häufig nachhaken muss.
Dann tuckert der Zug los, hält aber dauernd, fährt vorwärts und rückwärts, wendet in einem grossen Schienendreieck- nie erlebt, ganz spannend – und kutschiert zurück nach Thompson. Und dann steigen Menschen ein, und das Abteil füllt sich ordentlich mit Kariboo-huntern und reichlich Einheimischen. Und die Einheimischen muss ich mal beschreiben: dunkelhäutig, grobes Gesicht mit verformten Nasen, viele Menschen – auch junge – mit Gehbehinderungen, gelegentlich an den Rollstuhl angebunden, korpulent aber nicht so monströs, wie in weiten Teilen Amerikas zu beobachten; fröhlich, lachen, spielen gern Karten und Würfel – gegen Geld natürlich; no loiter- dieses Schild habe ich in Thompson öfter gesehen, auch auf dem Bahnhof: nicht herumhängen, hier. Ein Hinweis auf die hohe Arbeitslosigkeit. Und es lungern wirklich viele herum, viele, die mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen. Und für die ganz schlimmen Fälle gibt es die Shelter for homeless people. Der Staat nimmt sich also der Armen an. Im Supermarkt steht eine box für nicht verbrauchte Lebensmittel, die werden hier gesammelt und an Bedürftige weitergereicht. Gut. Im Liquor ist spätnachmittags die Hölle los: da stehen die ganz offensichtlichen Alkis Schlange, um sich eine Schnapsflasche zu ergattern, um diese blitzschnell irgendwo unter der Kleidung verschwinden zu lassen. Sie möchten noch unerkannt bleiben, wobei ihr Äusseres und ihre Gestik eindeutig ihre Abhängigkeit beweisen.
Allmählich wird mir bange, dass ich den Vierer nicht für mich allein behalten kann u wende ausgeklügelte Abwehrstrategien an. Und die gelingen. Als der Zug endlich um 4 pm,also 3 Stunden nach der geplanten Abfahrtzeit abfährt, sitze ich entspannt in Fahrtrichtung u geniesse Aussicht und das rhythmische Schaukeln des zottelnden Zuges. Neben mir haben sich die drei Kariboo-hunter niedergelassen, die in einem 20-Stunden-drive aus Wisconsin angereist sind, und die sich von Churchill aus 3 Stunden weiter nach Norden in die Einsamkeit fliegen lassen u dort von einem Camp aus Kariboos mit Pfeil u Bogen schiessen wollen: bow-hunting. Für Fleisch- u Trophäentransport haben sie cooler mitgebracht. Ruhige freundliche Typen aus Amerika, die zu hause mit ihren Harleys herumtuckern und einen ganz zufriedenen Eindruck hinterlassen. Wir haben gemeinsam zu Abend gegessen und gequatscht, war gut. Lachs mit Reis und Gemüse, dazu zwei cans kanadischen Biers. War auch gut. Gerade stehen wir ewig lange irgendwo auf der Strecke, weil ein Versorgungszug mit seinen hundert Waggons an uns vorbeifährt.
Inzwischen ist es draussen dunkel geworden, ich mach es mir bequem für die Nacht. Nur so ganz bequem ist es nicht, auf diesen Sitzen, in diesem schaukelnden Zottelzug. Ich geh zur der Oberaufpasserin, eine nette Lady an und für sich, aber wenn die Menschen in eine Machtpostion geraten- und sei sie auch noch so gering- , werden sie ganz seltsam herrisch. Ich also mehr als freundlich zu ihr und frage nach einem Bett. Und siehe da, das üppige Trinkgeld der Dinner-Rechnung macht sich bezahlt: ich bekomme ein Einzelzimmer mit blütenweisser Bettwäsche und Toilette zum einmaligen Preis von 57 kanadischen Dollares. Einzige Bedingung: Benutzung nur von 10 pm bis 8 am. D’accord, sehr sogar, auf diesen deal lass ich mich gern ein und krabbele in das sargähnliche Bett. Das muss man den Kanadiern lassen, wie die hier das bisschen Raum genutzt haben: Bett, Toilette, Waschgelegenheit, Stauraum und und. Und ich schaukele mich in den Schlaf.

Um 6.40 wach ich entsetzt auf, Ankunft war ja für 7 am geplant. Also raus aus den Federn und einmal durchgestylt. Und dann schlägt mir amerikanischer Frühstücksduft entgegen. Wieso das? Ankunft in Churchill sollte doch gleich um 7 am sein und Frühstück sollte eigentlich nicht angeboten werden, es sei denn …. Dieses sei der unpünktlichste Zug der Welt, wurde mir vermittelt, und vor 10.30 seien wir nicht in Churchill. Warum? Achselzucken.
Echte Ankunftszeit war dann kurz nach 11 am, und das sei gar nicht schlecht, manchmal käme der Zug erst um 7 pm an. Aber auch so war es lange genug: über 22 Stunden auf dem Zockelzug. Na dann.
Das Frühstück war ein kulinarisches Fest für die Cariboo-hunter, ich dagegen gab mich mit amerikanischen Kaffee und einem Muffin zufrieden, genoss vielmehr die Gesprächsrunde: die 3 Jäger aus Wisconsin, das Trailer-Ehepaar aus Maine, die Oberaufpasserin und ihres Gehilfin und ich. Wir hatten einen mehrstündigen regen Gedankenaustausch. Und als ich dann eine bei einem hunter vermutete Appendixreizung ausräumen konnte, war ich vollkommen integriert.

In Churchill machten sich das Maine-Ehepaar Diana und Kimm und ich gemeinsam auf den Weg, die nahe Umgebung zu erforschen. Es goss. Per Taxi zum Adventure-Office, wo wir uns Infos über eine Buggy-Tour in die Tundra holten (1 pm für 3-4 Stunden), also vorher Zeit für einen Besuch im Eskimo-Museum. Hier habe ich Kinderbücher für Rocco und Hannah, ein Tierbuch und Postkarten für Britta und für mich eine Polarbärenhemd gekauft. Die Bücher auf Englisch natürlich, da werden die Mütter ein wenig Hilfestellung leisten müssen. Oder die Väter. Nach dem Museum ging’s zur Bakery, lunch. Eine Clam-chowder und ein chili-dog, gekühlt mit einem kanadischen Bier, satt. Zu satt, eigentlich. Für mich war es ein ungewöhnlich üppiges Mahl, aber die Gesellschaft und die nette italienische Bedienung, das sind eben Ausnahmesituationen.
Simon fuhr uns mit dem Tour-Bus hinein in den Wapusk-NP. Hier stiegen wir in einen Riesen-Buggy um, den ich schon von Frazer-Island in Australien her kannte: ein Allrad getriebenes Monster mit einem Riesen Ofen und einem angebauten Klo, irre. Zum Polarbärenbeobachten. Dreieinhalb Stunden tuckelten und schaukelten wir durch die regennasse Tundra und schauten uns die Augen aus dem Kopf. Tagesresumée: ein arktischer Fuchs, grau, der ab Wintereinbruch seine Fellfarbe ins weiss wechseln wird, das war alles, kein Polarbär weit und breit, die sind bei dem schlechten Wetter wahrscheinlich gar nicht aus dem Wasser aufgetaucht. Obwohl die auch gern an Land spazieren gehen und bis in die Menschenumgebung wandern. Regenwetter eben. Gut, dass ich einen schönen weissen Polarbären auf der Fahrt nach Churchill in der Tundra gesehen hatte, sonst wäre ich echt knatschig geworden. Nun ja, Simon, ehemaliger Sozialarbeiter und jetzt Tundraforscher, kennt sich gut aus, aber garantieren konnte er natürlich für nichts. Zur Entlohnung durfte dann jeder von uns mal dieses Ungetüm steuern, ok. Die Tundra ist natürlich ein Erlebnis für sich. Die Sträucher und niedrigen Büsche, das Moos, die Seen über dem Permafrostboden, und die Farben, trotz Regens eindrucksvoll.
Es blieb gerade noch Zeit, in der Bakery ein Sandwich für die Nacht, im Northern eine Flasche Wasser und eine Tüte Doritos für die Nacht und im Liquor eine Flasche Wein für die Nacht einzukaufen- wer weiss wie lange die Rückfahrt dauern würde und ein dinner im Zug war ja nicht vorgesehen, nur ein Frühstück am nächsten Morgen.
Der Zug fuhr pünktlich ab, war nicht zu voll, und ich machte es mir wieder auf einem Vierer bequem, nachdem mich Lady Oberaufpasser aus dem Buffetwagen verwiesen hat, ich möge um 9.30 pm wiederkommen, wegen meines Spezialtarifs. Auf meine Bitte nach einem Becher für meinen Wein wurde sie richtig wild: it’s not allowed to drink wine in that car!! – and here? – Yes, but you must buy it here! – Okay, then a cup for my water, please. Diana und Kimm, die sich auch mit Rotwein versorgt hatten, hörten diesem Gespräch sehr aufmerksam zu. Ich also zurück auf meinen Vierer und habe meinen wunderbaren kanadischen Merlot in aller Heimlichkeit genossen und natürlich nichts vergossen, das hätte Schreckliches nach sich gezogen. Dazu diese herrlichen Doritos Cool Ranch, eine echter Genuss und ein herrlicher Abendbrotersatz. Merken: Merlot und Doritos, mmmmh.
Um 9.30 pm stehe ich vor Madame stramm, zahle meine 57 Dollar und ich werde eingelassen ins blütenweisse Schlafgemach, wie gehabt. Und geniesse ein weiteres Stündchen das Merlot-Doritos-Gemisch und den Blick in die dunkle Tundra. Und werde in den verdienten Schlaf geschaukelt.
Punkt 8 am und keine Minute später melde ich mich bei Madame zurück- ich habe ja für den Sonderpreis nur von 10 pm bis 8 am gebucht – und bestelle das Frühstück: amerikanischen Kaffee, 2 Spiegeleier, Bacon, Bratkartoffeln, Toast, Butter und Marmelade—- sollte wirklich irgend jemand diesen Lange Weile Bericht bis hierher gelesen haben, möge er aufpassen, dass ihm bei der Aufzählung diese Frühstücks nicht schlecht wird; aber die Menschen sind es so gewohnt hier ——Und wieder nette Gespräche beim breakfeast, dieses Mal mit anderen Miteisenden aus den Staaten. Mein Sprachverständnis hat riesige Fortschritte gemacht und als gestern abend ein Kariboo-hunter mein Englisch lobte, schwoll mir der Kamm. Vielleicht wollte er aber auch nur einfach was Nettes sagen als Dankeschön für meine Untersuchung.
Draussen zockelt der Mischwald vorbei, eine wunderschöne herbstliche Gelbfärbung. Zwischendurch breite Flüsse, grosse Seen, Sumpflandschaften und immer wieder die Mischung aus gelbblättrigen Birken und Eschen und den so wunderschönen schlanken Schwarzfichten (dunkler Stamm) und vereinzelten Weissfichten (hell schimmernde Nadeln) und den Lärchen. Dazu die bunten, niedrigen Beerenbüsche, das Strauchwerk- all das macht diese Northern Region so einmalig schön, ich kann mich nicht satt sehen. Es hat aufgehört zu regnen und ich freue mich auf mein PM: Heizung, Dusche, frische Wäsche, Spaziergang nach Thompson, mal sehen, was sich verändert hat seit vorgestern und insgesamt 40 Stunden Schaukelzottelzugfahrt.

Wie kam es eigentlich, dass ich hier oben gelandet bin? Ach ja, der break down auf dem Highway 10 North, 70km vor Thompson, meinem Tagesziel am Dienstag, den 7. September. Schon tagelang hatte ich ein Knacken im linken vorderen Bereich gehört, eigentlich schon seit Vancouver. Und ich hatte gehofft, dass durch den Ersatz der outer tie rods in Merritt die Sache behoben sei, war sie aber nicht. Vor allem beim Anfahren und in der Kurve war dieses ekelige Knacken zu hören, das sogar den Getriebelärm ab 82 km/h übertönt. Das ist auch so ein Ding. Das neue Getriebe macht seit der Rückfahrt nach Anchorage einen solchen Lärm, dass ich ab 85 km/h nur mit professionellem Lärmschutz fahren kann. Wenn da mal nicht noch eine ganz böse Getriebe-Überraschung auf mich zukommt, auf dem Weg nach Halifax. Also, das Knacken wurde plötzlich lauter und entwickelte sich zu einem ganz furchtbaren metallischen Reiben und: Stillstand, die Antriebswelle war hin, für mich eindeutig. Da erschienen die Arbeiter, die auf dem Parkplatz bei den Pisew Falls an der Suspension Bridge die sanitären Anlagen und den Parkplatz gesäubert hatten, mit ihrem truck, hielten auf meinen Wink hin an und telefonierten nach einem Abschleppwagen aus Wabowden. Ob ich kein mobile hätte in dieser einsamen Gegend. No. Kopfschütteln. Dazu muss man wissen, dass es extra für diesen Northern Bereich die Gesellschaft MTS Manitoba Telefone Service gibt, welche dieses Gebiet abdeckt. Wusste ich natürlich nicht. Ok, der tow sollte in 45- 60 Minuten da sein. Als nach 4 Stunden immer noch kein Abschlepper in Sicht war, hielt ich den nächsten PKW an: Bernadette aus Thompson mit ihrer Schwester. Die telefonierten sich die Finger wund. Kein Erfolg, ein Abschleppwagen in diesem Bereich und für meine Grössenordnung stünde frühestens in 2 Tagen zur Verfügung, der müsse aus Wininpeg kommen, 650 km. Nächster Versuch: über Satellit erreiche ich Britta, die den ADAC aktiviert. Rückmeldung: kein tow-Vertrag mit Kanada, ich müsse mich selber kümmern. Oh, oh, ich sehe mich schon 2 Tage hier am Highwayrand stehen und beginne, mir Gedanken wegen meiner Vorräte zu machen. Da kommt ein Schwertransporter, dessen Nachhut bildender Truck auf mein Winken anhält und dessen boys den Abschleppdienst in Thompson anrufen. Ein tow, wahrscheinlich zu klein für mein PM, sei bereits auf dem Weg und wolle zumindest mich vom Highway nach Thompson bugsieren. Mann, was ist denn das für eine Botschaft: die vielen Telefonate (Parkplatzarbeiter, CAA, Bernadette, ADAC, und vielleicht irgendein Vorbeifahrender) müssen irgendwo und irgendwie zu einer Reaktion in Thompson geführt haben. Freundlich ist er, der 27 –jährige Vater zweier kleiner Töchter, der sich einen Familienbetrieb aufgebaut hat und Winnipg und Thompson mit seinen Abschleppdiensten versieht. Und es klappt: er nimmt mein PM über die Vorderachse auf Huckepack und wir zuckeln nach Thompson. Ich sei Mitglied des deutschen CAA, seit 1970, das wirkt. Der CAA übernähme die tow-Kosten bis Thompson. Na bitte.
Ein Stein fällt mit vom Herzen, als wir das geliebte ungeliebte Markenzeichen von Chrsysler Dodge Jeep in Thompson sehen und der junge Familienvater sich bereit macht, mein PM abzuladen.
Zuerst aber zum Service Manager Joey, der etwas unglücklich ob der zu erwartenden Schwierigkeiten dreinschaut, der sich dann doch das Geräusch anhört, sogar unter das PM kriecht und mit saurer Mine sei Ja zum Abladen gibt. Nun bin ich richtig froh, das Ganze gerät ins rechte Fahrwasser. Aber heute Abend passiere nichts mehr, und es gäbe einen Mann in seiner Mannschaft, der auf Sprinter trainiert sei und der sei erst morgen früh wieder da. Jubel.

Die Analyse am nächsten Tag ergab einen Bruch der vorderen linken Antriebswelle. Eine Anfrage in Winnipeg, dass eine Antriebswelle vorrätig sei, die aber 1.500 Dollar kosten würde. Klar, aber was für eine Antriebswelle? Die für einen normalen Sprinter aber doch nicht für meinen Iglhaut-Allrad. Also ab ans Satelliten-Telefon- welch segensreiche Einrichtung, mein I-Phone hat ja kein Netzverbindung in diesem nördlichen Manitoba. Marktbreit hat bereits Feierabend, plus 7 Stunden gegenüber Manitoba. Die nette AB-Ansage bietet keine Aufzeichnungsmöglichkeit, verweist auf den LKW-Nachtdienst, der mit meiner Schilderung völlig überfordert ist. Was tun? E-mail. Wo ist der nächste hot spot? Chrysler hat kein WIFI, die Bücherei (ganz wichtig, fast immer puplic wifi) bereits geschlossen. Aber flavour 24, ein kleines Restaurant-Café in Sichtweite, das habe Internetanschluss. Ich hin, frage nach dem Code, die rücken ihn heraus, als ich sage, dass ich später zum Kaffee kommen werde und versuche mein Glück. Und ich habe Glück, denn ich habe bis zum PM hin WIFI-Verbindung und kann von dort aus arbeiten und so einen Hilferuf an Iglhaut losschicken. Der an info-Iglhaut geht klar, der an hoffmann-iglhaut ist nicht ausführbar, da Adressat unbekannt. Mann, Mann, was soll das den nun schon wieder und das in dieser Situation: Adressat unbekannt!!? Nachts um 2, Marktbreit 9 Uhr, ich halte ich es nicht mehr aus und telefoniere mit Christof Hoffmann, der umgehende Hilfe zusagt. Welche Erleichterung. Und nun klappt die Mail an ihn auch: ich hatte seinen Vornamen falsch geschrieben: Christoph statt richtigerweise Christof. Wieso mache ich in solchen Krisensituationen solche Fehler??? Dann hatte ich angesagt, dass ich um 5 am Manitoba in Marktbreit anrufen wollte um mich nach dem Fortschritt zu erkundigen und eventuelle Fragen zu klären. Ich werde um 6.30 wach, eineinhalb Stunden später. Ich hatte den Wecker falsch gestellt. Und noch mal. Warum passieren in solchen Krisensituationen solche Fehler??? Ich bin doch kein junges aufgeregtes Huhn mehr. Oder doch? … Das Gespräch mit dem Allrad-Profi Nagler war jedenfalls erfreulich und wir konnten noch Details und Fragen über den Umfang der Sendung besprechen. Und das Wichtigste: die Teile sind seit Donnerstag, dem 9. September unterwegs auf dem Weg nach Thompson und für mich bleibt nichts als : you must wait it out, das sagte mir bereits der Boss von TrailerCraft in Anchorage. Junge, Junge, hier wird man geduldig. Und damit rundet sich die Lange Weile Story. Ich warte auf die parts aus Deutschland und, da ich nichts Besseres zu tun hatte, bin ich mal eben nach Churchill, in DAS Polarbärengebiet an der Hudson Bay gereist und habe unter anderem diesen lange Weile-Bericht geschrieben. Hat’s sichs gelohnt? Claro qué si.

Nachdenkliches:
In Fairbanks, 88.000km gab’s ein neues Getriebe.
Auf dem Dalton Highway in Deadhorse Ausfall der Hinterradbremsen, ich bremse über Zurückschalten der Gänge
Nach Inuvik, 98.000km gab’s 3.000km nach kompletten Ersatz der Bremsbacken und Bremsscheiben einen neuerlichen Ersatz der Bremsbacken, einen Schliff der Bremsscheiben und Ersatz der Calipert hinten.
In Thompson, 104.000km bricht die vordere linke Antriebswelle
In Churchill, Hudson Bay fällt mein Internet-Telefon aus: SIM-Fehler, gültige SIM einlegen. Sehr witzig.

Alle fünf break-stations liegen an den nördlichen bis nördlichsten Endpunkten meiner Reise at the world’s edges. Was ist hier los? Vielleicht weiss es ja jemand und schreibt mir eine erläuternde, freundliche, aufmunternde mail. Euer POTR

PS: Am Montag, den 13. September, sind die parts noch nicht angekommen: you must wait it out

PS: Am Dienstag, den 14. September, keine parts, aber ich habe die tracking-Nummer von der Liefercompany TNT und kann die Sendung verfolgen. Sie ist am 12.09. in Toronto angekommen und von dort aus weiter unterwegs irgendwo in Kanada im transit point. You must wait it out

PS Mi, 15.09: no parts, but left Toronto to deliver, need one to two days more. You must wait it out…
Damit muss ich die Daten für die Rückverschiffung und den Rückflug känzeln- den avisierten 22.09. schaffe ich nicht mehr… ODER DOCH ??? Die Rückreise war mehr als spannend und ist ein eignens Kapitel wert. Hasta luego

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