100.000 km

Reisen ist wunderschön, das PM mein Wegbereiter und treuer Begleiter. Aber er braucht auch Zuwendung ganz spezieller Art. Interesse an einigen Verschleiss-Daten nach 100.000 km Fahrleistung?

Während ich im ersten Reisejahr mit Ausfällen in allen 3 Konstruktionsbereichen, nämlich Chassis, Kabinenaufbau und Allradbereich zu kämpfen hatte, liegen die Schwerpunkte von Ausfällen im zweiten Reisejahr eundeutig beim carbody Mercedes-Sprinter.

Erstes Jahr

Mercedes: 2 defekte Stossdämpfer wohl weniger als Folge von Fahrerfehlverhalte als eher einer Material-Unterdimensionierung bei geplanter und gewünscht erhöhter Beanspruchung bei gelegentlichen off road- oder rough-road-Touren

Bocklet: Ausfall der Victron-Chargers, Ausfall der Klimaanlage, Ausfall des Batterie-Kontrollsystems,
Ausfall des automatischen Treppenenzugs beim Einschalten der Zündung. Zudem ist diese Treppe ist ein Konstruktionsfehler: sie muss nach einer auch nur geringen Schmutzfahrt vor dem Benutzen erst gesäubert werden, irrer Aufwand

Iglhaut: Verschieben eines Gummipuffers im Vorderachsbereich mit Anbruch der Vorderachsfeder

Fazit erstes Jahr: Die Stossdämpfer und das Batteriekontrollsystem konnten vor Ort ausgetausscht werden, die restlichen Fehler aber nicht behoben werden. Vor allem nicht in Zentralamerika. So war eine Rückverschiffung nach Deutschland und hiesige Reparaturen der komfortabelste und von mir auch gern begangene Weg

Zweites Jahr

Bocklet: Display für Uhrzeit und Temperaturanzeige funktioniert nicht immer

Iglhaut: keine. Nachtrag: bei 104.000km Bruch der linken vorderen Antriebswelle

Mercedes: Ausfall des Navigationssystems als Nässefolge an der Multiantenne (Garantie)
Ausfall und Ersatz des manuellen 6-Gang-Getriebes nach 88.000km
Kosten: 10.800 US Dollar
Ersatz aller Bremsscheiben und Bremsbacken bereits 23.000 nach Installation zu Hause und bei
nur sehr geringer Beanspruchung bei ewig langen Highwayfahrten
Erneuern der Hinterachsabdichtungen, grosser zeitlicher Aufwand durch Materialbeschaffung
Kosten: 2.600 US Dollar
Totalabnutzung der Hinterachsbremsen nach weiteren 4.000km, Einbaufehler?, falsches Material? weitere
Kosten: 1.700 US Dollar

Für diese letzte Reparatur bin ich mal eben von Whithehorse mit den defekten Hinterradbremsen 1.200 km nach Anchorage zurückgedüst, obwohl ich ja schon auf dem Weg ins südliche Seattle war. Chrysler-Jeep-Dodge in Whitehorse geriet an seiene Grenzen, mein Fahrzeug zu identifizieren, ins Systems einzubringen, die Teile-Nummern (das ist das A&O in USA/CAN, die part numbers) zu finden und die Ersatzteile zu beschaffen. Die waren sehr glücklich, als ich mich zur Rückfahrt nach Anchorage entschloss. So wird mir der wirklich wunderschöne Alaska Hwy so allmählich heimisch.

Fazit zweites Jahr:
Die Materialbeschaffung ist zeitaufwendig. Der Parts-service versucht zuerst, die Teile in den Mercedes-storages in Michigan oder North Caorlina zu beschaffen. Dauer 1-3 Werktage, gelingt aber selten, so dass Schritt 2 erfolgt: Beschaffung aus Germany, Dauer weitere 5-7 Tage. Das führt zur Werkstattzeiten, welche die Reisetage allmählich zu übertreffen geraten.

Die Transportkosten für die Austauschteile aus Deutschland sind erstaunlich niedrig, dafür schlägt der parts-service kräftig zu. So musste Dodge Fairbanks, mein Reparaturbetrieb, an den zentralen und einzigen Teilebeschaffer in Alaska, die Fa. TrailerCraft Anchorage, für eine neues manuelles 6-Ganggetriebe, Kupplung und Zubehör inklusive Transport aus Deutschland 6.700 US Dollar bezahlen, während mir zuerst 13.400, dann 9.900 US Dollar , schliessendlich nach massivem Widerstand 9.500 US Dollar plus Einbaukosten berechnet wurden. Begründet werden die höheren Partsweitergabekosten mit dem amerikanischen System und der Garantiegewährung nach Einbau. Heftig.