Deadhorse, Prudhoe Bay- Beginn der Panamericana

Ab jetzt brauche ich mich nicht mehr sehnsuchtsvoll-träumerisch vor meiner Weltkarte im häuslichen Arbeitszimmer aufzubauen, um mir das nördliche Alaska auszumalen. Deadhorse, Prudhoe Bay – ich bin da, realiter, heute, am 16. Juli 2010. Weiter nach Norden geht es nicht, keinen Schritt, denn hier beginnt die Beaufort Sea, Teil des Arctic Ocean. Hier ist also meine Mile Zero meiner PanAm, hier geht’s Richtung Süden, Fernziel Tierra del Fuego, Feuerland. Panamerica, whow, Wunschvorstellung wievieler Männer und einiger Frauen?

Deadhorse, hier musst Du erst einmal hingelangen, nicht mit dem Flieger sondern on the road. Yeah, das war ein Weg: von Halifax nach Neufundland, von St. John’s den kompletten Trans-Canada Highway nach Vancouver Island. Ein Traum. Dann weiter über den Sea-to-sky Hgwy vorbei an Whistler über den Gold Rush Hgwy nach Dawson Creek, dem Beginn des Alaska Highways, der uns über Whitehorse ins tiefe Alaska führt. Weitergeträumt. Stress in Fairbanks: Getriebausfall und – austausch, versüsst durch einen Heimaturlaub mit vielen Facetten. Und nun rauf nach Prudhoe Bay mit einem Abstecher über den Steese Hgwy nach Circle City, dem ältesten Goldgräbercamp Alaskas. Und einem weiteren Abstecher über den Elliott Hgwy in das indigene Athabaskendorf Minto und weiter zu den hot springs in dem verträumten Dorf Manley – alles rough roads, of course. Dafür tapst ein Schwarzbär über den Weg und schaukelt gemütlich in das dichte Unterholz.
Nun zum Dalton Highway, Lieferstrecke für die Ausrüstung zu den Ölfeldern an der Prudhoe Bay und Versorgungsstrasse für die Trans-Alaska Pipeline, landschaftlich ein Leckerbissen: eine intensive Hügellandschaft mit Birken, Espen und Fichten, nach dem arctic cirle, dem Polarkreis, begeistert die Tundra anfangs mit Schwarzfichten und späterem Übergang in die Moore des Permafrost-Bodens. Neben aller überwältigen Schönheit ist dieser Highway ein Hammer, ein echter Männerhighway: die wenigen Versorgungsstationen sind vornehm ausgedrückt schlicht. Die Strassenführung wird einer Versorgungsstrasse gerecht: bis auf den Atigun-Pass, der sich zu seiner Überwindung einige Serpentinen gönnt, geht es immer der Landschaft angepasst stur die Hügel rauf und runter, kurvig und steil, gelegentlich nur im 2. Gang zu bewältigen. Dann der Strassenbelag, alles: grober Schotter, feiner loose gravel, fest gefahrener Sand, Schlamm mit Steinen vermischt, Asphalt uralt mit entsprechenden Längsverwindungen und tiefen Schlaglöchern, manchmal etwas ausgebesserter Asphalt. Da heisst es höllisch aufpassen, jederzeit, hochkonzentriertes Fahren, nix Tempomat. Es herrscht wenig Betrieb, hier und da ein Karibu (Ren) oder Elch (Hirsch)- ich kann sie nicht auseinander halten. Am zweiten Tag begegnen mir in aller Herrgottsfrühe in den ersten 2 Stunden gerade einmal 5 Trucks, die mit ihrem heavy vehicles sogar ihre Fahrt verlangsamen und so weit es geht rechts passieren. Aber so freundlich ist nicht jeder: es langt, wenn ein einziger mit voller Pulle an mir vorbeizieht und dabei ein Gemisch aus Sand und Steinchen und Steinen und Schlamm hinter sich aufwirbelt und mein PM mit elenden Treffergeräuschen maltraitiert und meine Windschutzscheibe mit Löchern bespickt, die sich dann sehr rasch in Risse verwandeln. Kurz vor Deadhorse beginnt der Regen. Die Strasse wird weich, glitschig , schlammig und furchtbar schmutzig. Und endlich treten mit Beginn der Moore im Permafrost die Moskitos in hellen Scharen auf.
Prudhhoe Bay, oilfield der BP, Beginn der Trans-Alaska Öl-Pipeline, US-Sicherheitsbereich und nur unter strenger Aufsicht zu besichtigen. Aber ich bin hier, schaue auf die Prudhoe Bay, die Beaufort Sea, den Arctic Ocean. Und drehe ich mich um, liegt wenige Meilen südlich Deadhorse. Deadhorse, welch ein Name für dieses Monster an Ölpipelineversorgungsmaschinerie und nicht mit einem Hauch von indigener Kultur. Deadhorse, da steht mein PM auf dem parking lot der Artic Caribou Inn, völlig verschlammt und mit zwei Rissen und einem Loch in der Windschutzscheibe aber bei funktionierendem Getriebe, immerhin. Deadhorse, the most extremly northern point of the beginning of my PanAm.

Fazit: die 117 miles bad road Steese Highway, die 80 miles rough road Elliott Highway und die 414 miles support road Dalton Highway (jeweils one-way, d.h. insgesamt 2.000 km mieses pavement) sind kein Zuckerschlecken, schwierige Strassenführung und miserable Beläge, die bei Sonne Schmutz und Staub und bei Regen Schmutz und Schlamm produzieren und stetig hohe Achtsamkeit erfordern; sehr einfache Versorgungsverhältnisse- kein Warmduschermilieu; vor allem der Dalton Hgwy ist ein Materialmörder: ein von Steinen zertrümmerter Brake-sensor und multiple Birnenausfälle (Mercedessens Computer dreht bald durch), zwei Risse in der neuen Windschutzscheibe. ABER: sie durchqueren einmalig schöne Lanschaften Zentralalaskas und Nordalaskas und produzieren einen glücklicher Routenbezwinger: POTR
Nächste Nahziele: Fairbanks, wieder in die Werkstatt (Bremsen, Birnchen …, car-wash). Denali-Park, wahrscheinlich meine letzte rough road in Alaska. Anchorage, Sprinterpartner von Mercedes, Schimpfe wegen der hohen Getrieberechnung. Russian River, bear viewing …

Gut 19.000 km waren es von Halifax bis hierher. Wieviele Strassenkilometer mögen es bis Feuerland werden, wieviel Ungeahntes erwartet uns ….....

Prudhoe Bay, big point in life, Feier, der Champus wird geköpft. Jetzt.

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