Faröer, Island.

Die Norronia

Faröer
Eine Feuertaufe soll die erste Übungsfahrt nach Island werden, bis Dänemark einschliesslich ist es eine Regentaufe: es giesst aus allen Kübeln. Das PM hält alle Unbill aussen vor, nicht so viel Wetterschutz geniessen die biker, für die mein Herz schlägt. „Kalt nich?“- „Ne, nur feucht.” … Auf der Norronia sind die Kabinen noch nicht fertig, die armen biker müssen immer noch auf die ersehnte heisse Dusche warten. Dafür ist die Bar geöffnet und das ist auch gut so, denn jetzt können wir uns von Bier und Tacco ernähren. Passt. (Der Duft des Restaurant-Buffets steigert nicht gerade den Appetit). Nach 36 Stunden erreichen wir die Faröer, und auf einem 3-tägigen Zwischenstopp lernen wir die Inselgruppe ausreichend kennen:
Die Inseln sind wild und karg, die Strassen eng und kurvig, sehr eng und sehr kurvig, und steil. Und Schafe auf den Strassen, die jedoch immer rechtzeitig davon galoppieren. Es wäre auch kein Platz für Auto und Schaf gleichzeitig, zu eng. Wiesen, Moose, kaum Bäume, dafür blühen thymianähnliche Blümchen und Flechten und verleihen der Kargheit Lieblichkeit.
Das Essen ist sehr einseitig, die Restaurants viel zu teuer- der Faröer geht nicht aus, er versorgt sich aus dem Meer und von der Weide- also ab zum Supermarkt und selber kochen, kennen wir ja aus früherem ontheroad-Dasein in Australien.
Highlights: Wenden mit dem PM auf einem engen Parkplatz in Torshavn (dort ist alles eng). Fahrt nach Saksun auf der Nordseite der Streymoy-Hauptinsel. Überqueren des Atlantiks auf einer Brücke von Stremoy zur Nachbarinsel Eysturoy. Übernachtung in Söldafjödur, wieder mal world’s end, einsam am Hafen, die einzigen Gäste. Spiel des Sonnenlichts mit dem vielen Wasser in Seen, Wasserfällen, Biotopen und Meer. Tageshelle bis 23Uhr. Grandiose Freundlichkeit der Bewohner.

Dorf auf den Faröern

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Island
Die Seitwärtsstabilität des PM ist erschreckend schlecht. Beim Versuch heute, einem
Geländefahrzeug mit Anhänger den Vortritt zu lassen und dabei den Weg schräg über eine Böschung in den off-road –Bereich zu verlassen, wären wir fast gekippt. Das EPS (Elch-Test-Folge-Verbesserungs-System) ist wegen des Iglhaut-Antriebs deaktiviert- steht ja auch zur Erinnerung gross auf einem Schild unter dem Tacho; aber wer vermutet bei einem so tollen Fahrzeug schon Schwachstellen? Demnächst werde ich die Strasse querab verlassen- da ist der Igelhaut unschlagbar: ob Schotter, ob Sand, ob Furt, ob steil bergauf oder bergab, no problems, aber seitwärtige Lagen, da wird mir Angst und Bange.

Dazu hängt uns der Schreck von gestern noch gewaltig in den Gliedern: während der 180km langen highland-Durchquerung über eine Waschbrettpiste bei Regen und Sturm habe ich ein Schlagloch, den Seitenwind und die seitwärts abschüssige Strasse nicht recht eingeschätzt und bin mit 70 Sachen von der Piste abgekommen und im weichen Lavagemisch gelandet. Dabei schwankte das PM bedenklich zur rechten abschüssisgen Seite und ich weiss nicht, welche Reaktion uns vor dem Kippen bewahrt hat. Das Sicherheitstraining in Hannover, indem Abwehr von Seitwärtskippen geübt wurde? Raus aus dem Modder war dann mit den Sperren absolut kein Problem.

Spuren ins Abseits

Nicht genug damit, gab’s am späten Nachmittag noch einen drauf: auf einem Hochspannungsleitungskontrollpfad haben wir uns übungshalber 48km von West nach Ost bewegt (geschlichen) und mussten dabei mehrere Flüsse durchqueren. Nachdem wir nun schon einige Furten lege artis durchquert hatten, schien uns auch die letzte unproblematisch. Nur irgendwie sah das Wasser anders aus, die Wellen waren grösser, der Grund nicht einsehbar. Die Reifenspuren auf beiden Seiten der Furt wiesen uns den Weg, gaben aber keine Auskunft über die Grösse der Stein und Tiefe der Furt. Ein weiters Fahrzeug, das uns behilflich sein könnte, gab es nicht: man soll ja nur unter Sichtkontrolle eines weiteren Fahrzeugs eine Furt durchqueren, so steht es auf den Schildern. Quartfahrer, die wir vor Stunden trafen, waren wegen dieser Furt über die Fossa umgekehrt. Sonst kein Mensch auf der Strecke seit Stunden Wir, kurz vor dem Ziel des Wasserfalls Haifoss, müde vom ewigen Auf und Ab, den Schlaglöchern, den Steinen, dem Waschbrett, dem Geruckele, dem Lärm, der Sorge um das Material- also los. Die Furt ist tiefer als wir dachten, die Steine am Boden viel grösser als sonst. Plötzlich senkt sich das PM vorn rechts ab und droht ins Wasser zu kippen und abzusaufen. Schreck! Restliche Sperren rein, Vollgas und raus aus dem Teuflelsloch dem rettenden Ufer entgegen. Tränen, Dankgebet.

Aus diesem Brückeneinbruch konnte ich mich befreien

Am letzten Tag habe ich vor der Abreise aus Seydisfjödur noch etwas Zeit und fahre einen 19km langen Pfad ostwärts nach Skalanes, um dort die Norronia bei der Einfahrt in den Fjord begrüssen zu können. Der Nebel versperrt dann die Sicht, wenigstens tanke ich aus einem Gletscherfall Trinkwasser; Fotos, alles best. Bisher: beim Afahren macht es hinten rechts einen Riesenrumps, das PM senkt sich ab, vorn links in die Höhe. Ich wage kaum auszusteigen aus Angst, der Wagen kippt nach rechts in den Graben. Was ist passiert? Vom Gewicht des PM ist ein Teil der Brücke eingebrochen und ich hänge mit dem rechten Hinterrad im Graben, das linke Vorderrad schwebt im freien Raum. Schiet, Schiet, Schiet, warum bin ich bloss nicht im Hafen geblieben wie die vielen anderen braven Fahrer auch- jetzt dieses. Abschleppen?? Aber ich habe Vertrauen zu meinem Iglhaut und nach Sperrung aller Achsen zieht er das PM aus seiner misslichen Lage. Ich gelobe alles, vor allem nicht mehr allein (Meine Frau hat von Keflvik aus den bequemeren Weg mit dem Flieger nach hause gewählt) so waghalsige Pfade zu befahren.

Schäden an der Bremsanlage

Also, wir haben diese Islandtour ja als Übungsfahrt für spätere Reisen in die ferne Welt geplant und lernen jetzt zunehmend die Möglichkeiten und Grenzen des PM kennen. Aber auch die eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Eine grosse Erfahrung. Beeindruckt von diesen Erfahrungen habe ich Berichte über Island völlig venachlässigt. Also:

Hier noch ewas über Island:

Island grenzt an den Nordpolarkreis, liegt 300km von Grönland entfernt. Es ist rau, in Bewegung, in Aufruhr: Dampf, heisses Wasser, stinkende Schwefelquellen, wilde Flüsse, Wasserfälle. Dann endlose pflanzenlose Lavafelder, Tuffgestein, Basaltberge. 270.000 Einwohner, die nach Vornamen im Telefonbuch gelistet sind, stimmt wahrlich, ich habe nachgeschaut. Und all diejenigen, die wir getroffen haben, sind sehr freundlich.

Wir sind auf den Faröern und Island 3.500km gefahren (Schnitt 18.4Ltr/100km), haben auf Island sämtliche im Baedeker aufgelisteten highlights überprüft: stimmt alles. 1000 Fotos dokumentieren dieses, in der Galerie werden wir einige schöne vorstellen.

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